06.04.2025 | Kanu-Rennsport

So lief die 1. Nationale Qualifikation im Kanu-Rennsport

Spitzenleistung der jungen Wilden vs. Konstanz der Etablierten
Das Feld der Kajak-Damen war umkämpft, doch Rang 1 ging stets an Jule Hake.

Die erste Nationale Sichtung im Kanu-Rennsport ist abgeschlossen und bot für Trainer und Beobachter erste Erkenntnisse über den Leistungsstand der Spitzenathleten. Neben vielen arrivierten Namen schafften es auch einige Youngsters überraschend auf die vorderen Plätze.

Zwar fielen, wie zu dieser Jahreszeit übrig, in allen Kategorien vereinzelt Kanutinnen und Kanuten krankheitsbedingt aus, dennoch gab es in beiden Bootsklassen bei beiden Geschlechtern ein hochkarätiges Starterfeld.

Im Kajak-Bereich war bei den Herren ein Mix aus Erfahrung und Jugend zu sehen. Auf den 250 Metern war es der zweifache Olympiasieger von den Spielen in Paris Jacob Schopf, der sich um wenige Hundertstelsekunden vor Moritz Florstedt behaupten konnte. Auf Rang drei folgte mit dem 19-jährigen Leon-Michael Reckzeh eine echte Überraschung, was der Nachwuchsathlet selbst so empfand: „Ich fühlte mich gut in Form und weiß auch, dass mir diese 250 Meter liegen. Das A-Finale war also eingeplant, aber dann auf die drei zu fahren, damit hatte ich nicht ganz gerechnet.“ Reckzeh ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt: Im Vorjahr gewann er bei der U23-WM gleich zweimal die Goldmedaille. Mit dieser Leistung will er sich für die engere Auswahl des Nationalteams empfehlen. Auf den 1000 Metern war es wie im Vorjahr Jakob Thordsen, der sich in einem engen Duell mit Jacob Schopf den Sieg holte. Stark in Szene setzen konnte sich auch Anton Winkelmann. Der 21-jährige Olympiateilnehmer aus dem Vorjahr wurde Dritter auf den 1000 und Fünfter auf den bei ihm weniger beliebten 250 Metern. „Man weiß nie so recht, wo man steht. Deswegen bin ich erleichtert, dass es so solide gelaufen ist“, resümiert Winkelmann.

Bei den Kajak-Damen lieferte Jule Hake eine dominante Leistung ab. Nachdem in den Vorjahren immer wieder kleine Verletzung bei der 25-Jährigen auftraten, konnte sie diesmal einen weitestgehend beschwerdefreien Winter verbuchen, was sich in der Zeitenliste sofort widerspiegelte: Zwei dominante Siege auf den 250 und 500 Metern mit je über einer Sekunde Vorsprung ließen keinen Zweifel, wer im K1 gerade den Ton angibt. Hakes Zweierpartnerin und Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Paulina Paszek performte ebenfalls gewohnt stark mit den Plätzen zwei und drei. Dahinter bot sich ein spannendes Bild: Auf der Sprint-Distanz holte sich Lena Röhlings vor Katharina Diederichs Rang drei. Nach einer dieses Mal beschwerlichen Vorbereitung zeigt sich Röhlings zufrieden: „Im Olympia-Jahr wäre ich vielleicht nicht so gelassen, jetzt ist es aber in Anbetracht der Umstände wirklich gut gelaufen und ich weiß, dass da auch noch Potential drinsteckt.“ Bei den 500 Metern war es Hannah Spielhagen, die sogar als Zweite hinter Hake ins Ziel kam.

Auch die Canadier waren bei der Qualifikation am Start. Nico Pickert (DHfK Leipzig) zeigte dabei erneut seine Sprintstärke und siegte auf der Kurzstrecke (250 Meter) vor Moritz Adam (SC Berlin-Grünau). Dritter wurde der 20-jährige Hannes Müller (KC Potsdam). Auf den 1000 Metern war es Adam, der sich den Sieg gegen Teamkollegen Conrad Scheibner holte und mit einem Jubelschrei im Ziel demonstrierte, welch wichtiges Signal dieser Erfolg war. „Wer weiß, vielleicht geht es jetzt mehr auf den 1000er-Einer statt auf den C2 500 Meter. Bis 2028 kann sich da noch so einiges entwickeln“; erklärt Adam, der nun vor der Qual der Wahl steht.

Die Damen hatten im Canadier die 250, den 500 und den 1000 Metern auf dem Programm. Maike Jakob (KC Potsdam) setzte sich auf den beiden kürzeren Strecken klar gegen die Konkurrenz durch. Die 19-Jährige will nach ihrer Olympia-Teilnahme im Vorjahr im neuen olympischen Zyklus von Beginn an ganz vorne dabei sein. Auf 1000 Metern führt derweil seit Jahren kein Weg an Annika Loske (KC Potsdam) vorbei. Die mehrfache WM-Medaillengewinnerin siegte auf ihrer Paradestrecke vor Jakob. In Lauerstellung befindet sich Lina Bielicke (SC Berlin-Grünau), die auf allen drei Distanzen den dritten Platz belegte. „Etwas Ausdauer und Laktatverträglichkeit fehlt da noch, dann wird das noch besser“, kündigt Bielicke an. 

Jede Menge Eindrücke für Bundestrainer Arndt Hanisch und sein Team also, die es zu analysieren gilt. „Zunächst mal waren es insgesamt gute Bedingungen, auch wenn der Wind noch hätte fairer sein können. Dennoch sind die ersten Eindrücke gesammelt. Es ist schön zu sehen, dass die Olympiateilnehmer ihre Leistung bestätigen konnten. Gleichzeitig gab es einige junge Athletinnen und Athleten, die angegriffen haben. Das hätte gerne noch etwas flächendeckender der Fall sein dürfen, aber grundsätzlich schön hier diese interne Konkurrenz zu haben“, bilanziert Hanisch.

Die gezeigten Leistungen gilt es für die Sportler bei der zweiten Sichtung am 26. und 27. April zu bestätigen, wenn dann auch die diesmal gesundheitlich verhinderte Konkurrenz am Start ist und ihr Können unter Beweis stellt. Nach den Eindrücken der beiden Wettkämpfe wird dann die engere und erweiterte Nationalmannschaft für das Jahr 2025 nominiert.

Zurück zur Liste