06.04.2025 | Kanu-Slalom

Vorschau auf Saison: Neue Wettkampfformate, neue Wege

Das National-Team könnte größer werden – Deutsche Meisterschaften im Kajak-Cross bereits am kommenden Wochenende: Erstmals auch deutsche Canadier-Fahrer dabei
Foto: Thomas Lohnes (Archiv)

Im diesjährigen, nacholympischen Jahr gibt es einige Veränderungen und neu eingeschlagene Wege. So hat in der Saisonvorbereitung beispielsweise der Deutsche Kanu-Verband (DKV) verstärkt auf die Entwicklung junger Sportlerinnen und Sportler gesetzt, um diese in Richtung der Olympischen Spiele 2028 an die Weltspitze heranzuführen. Top-Paddlerin Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) hat für sich erstmals einen individuellen Saisonvorbereitungsweg gewählt. Der Weltverband ICF hat die Wettkampfformate geändert und die deutsche Nationalmannschaft könnte theoretisch erstmals von einem bisher maximal zwölf- auf ein 16-köpfiges Team anwachsen.

Neue ICF-Wettkampfformate

Im Kajak-Cross dürfen pro Nation statt bisher vier nur noch drei Teilnehmer starten. Aus den bisherigen Vorläufen, den Time Trials, ist nun das Wettkampfformat Kajak Cross Individual mit Medaillenvergabe entstanden. Aus diesem Wettkampf gehen bei den Weltcups die 32 Besten direkt in die K.-o.-Phase der Kopf-an-Kopf-Rennen mit Achtel,- Viertel-, Halbfinale und Finale. Bei der WM und dem Weltcup-Finale gibt es bei den Kopf-an-Kopf-Rennen noch zwischengeschaltete Hoffnungsläufe (Repechages), bekannt von den Olympischen Spielen.

Auch die Wettkampfformate in den Kanuslalom-Disziplinen haben sich geändert. So gibt es bei den Weltcups nur noch einen Vorlauf. Die besten Zwölf qualifizieren sich sofort für das Finale. Ein zweiter Vorlauf und ein Halbfinale finden nicht mehr statt. Bei der WM und dem Weltcup-Finale gibt es nach dem Vorlauf noch ein Halbfinale, für das sich die besten 30 qualifizieren. Die Top-Zwölf stehen dann im Finale.

Neue Nominierungskriterien für deutsche Nationalmannschaft

Statt der bisher im Kanuslalom ausgetragen vier Rennen, von den das schlechteste Ergebnis gestrichen wurde, werden bei der nationalen Qualifikation erstmals sechs Wettkämpfe ausgetragen, wobei die beiden schlechtesten Platzierung nicht in die Wertung eingehen.

Im Kajak-Cross ist erstmals in diesem Jahr nur der Gewinner der nationalen Qualifikation im Kajak-Einer automatisch auch für Kajak-Cross vornominiert. Die beiden anderen Plätze im National-Team in dieser Disziplin werden über die Qualifikationswettkämpfe im Cross vergeben.

Wer am Ende aber zur WM nach Penrith (Australien) fahren darf, hängt nicht nur von den Platzierungen bei der nationalen Qualifikation ab, auch ein entsprechender, vom DKV geforderter Leistungsnachweis muss erbracht werden. Zudem bedarf es natürlich am Ende der offiziellen Nominierung durch den DKV.

Neue Wege in Vorbereitung auf die Saison

Nach dem Trauma von Paris hatte sich Ricarda Funk, Tokio-Olympiasiegerin und zweifache Weltmeisterin, für ein sechswöchiges selbstständig organisiertes und eigenständig finanziertes Trainingslager in Australien auf der diesjährigen WM-Strecke entschieden. Und sie würde es wieder machen. „Ich bin unglaublich dankbar für diese einzigartige Erfahrung. Irgendwie war ich Sportlerin, Trainerin und Teammanagerin zugleich. Ja, es gab Momente, in denen ich verzweifelt war. Aber Krisenmanagement kann ich scheinbar. Ja, ich war alleine. Alleine, aber irgendwie doch nicht alleine. Denn ich wurde von internationalen Sportlern und Trainern mit offenen Armen empfangen. Ja, meine Gedanken sind manchmal hin und her geflitzt – manche destruktiv, andere unglaublich wertvoll.“

Der Olympia-Vierte von Paris, Sideris Tasiadis (KS Augsburg), verzichtete auf den Warmwasserlehrgang auf La Réunion, „ich kann zuhause auch super trainieren“, sagte der 34-Jährige. Hannes Aigner (Augsburger KV) kann aus privaten Gründen nicht mehr so viel reisen und wird auch nicht an dem noch vor den nationalen Qualifikationswettkämpfen stattfindenden Weltranglistenrenn in Markkleeberg am kommenden Wochenende teilnehmen.

Auch der DKV war einen neuen Weg gegangen. So war er mit einem großen Kader Zum Warmwasserlehrgang auf La Réunion im Indischen Ozean geflogen. 24 Sportlerinnen und Sportler waren dabei. Auch sehr junge Athletinnen und Athleten, auf die der Deutsche Kanu-Verband langfristig für die kommenden Olympischen Spiele setzt, sind diesmal dabei. Die Jüngeren sollen an die internationale Spitze herangeführt werden. Im nacholympischen Jahr wird damit verstärkt der Fokus auf den Nachwuchs gerichtet. Allerdings sei die Entwicklung junger Talente im Schülerbereich schwierig, ein langfristiger Leistungsaufbau kaum möglich, da es in Augsburg – anders als in Leipzig – keine Sportschule gibt, wo man Sportler zum Beispiel für so einen Lehrgang für mehrere Wochen aus der Schule nehme könne, kritisiert Cheftrainer Klaus Pohlen.

Erfahrene Athleten ohne Olympiakaderstatus wie Franz Anton (Leipziger KC waren diesmal nicht eingeladen. Dazu sagte der 35-jährige Leipziger: „Das ist einerseits verständlich, aber dennoch etwas schmerzhaft. Andererseits bin ich nicht unglücklich darüber, da die große Teilnehmerzahl sicherlich Herausforderungen mit sich gebracht hat. Ich hoffe, dass das ‚Gießkannenprinzip‘ in diesem Fall den erhofften Erfolg bringt.“ Dennoch habe er die Möglichkeit gehabt, mit seinem Verein und einer Auswahl der besten Leipziger Nachwuchsathleten ein Trainingslager in Dubai und Südfrankreich zu absolvieren. „Es war eine tolle Erfahrung, mich in die Nachwuchsarbeit einzubringen, und ich freue mich schon sehr auf die bevorstehenden Wettkämpfe.“

ICF-Weltranglistenrennen in Markkleeberg mit Wertung als Deutsche Meisterschaft im Kajak-Cross

Das am kommenden Wochenende (12./13. April) stattfindende Weltranglistenrennen in Markkleeberg ist eine gute Gelegenheit für die Deutschen, schon einmal in Wettkampfroutine zu kommen. Im Rahmen dieser Wettkämpfe werden auch die Deutschen Meisterschaften im Kajak-Cross ausgefahren. Für die Wertung werden dazu die internationalen Teilnehmer aus der Ergebnisliste gestrichen.

Es ist ein spannender Wettkampf zu erwarten. Wie wird sich beispielsweise Tillmann Röller (Augsburger KV) schlagen, der im vorigen Jahr in letzter Sekunde den Olympia-Quotenplatz im Kajak-Cross für Deutschland holte? Oder wie werden sich die deutschen Canadierspezialisten Sideris Tasiadis (KS Augsburg), Andrea Herzog und Nele Bayn (Leipziger KC) in dieser Disziplin präsentieren?

Das Weltranglistenrennen wird somit erste Hinweise darauf geben, wie gut die Athletinnen und Athleten auf die kommende Saison mit der WM in Australien als Wettkampfhöhepunkt vorbereitet sind.

Uta Büttner

 Terminplan 2025:

12./13. April

ICF Weltranglistenrennen mit integrierter Deutscher Meisterschaft im Kajak-Cross in Markkleeberg

26./27. April

Nationale Qualifikation Teil 1 in Augsburg (LK/U23/U18)

2. – 4. Mai

Nationale Qualifikation Teil 2 in Markkleeberg (LK/U23/U18)

14. – 18. Mai

Europameisterschaften Vaires-sur-Marne (Frankreich)

6. – 8. Juni

1. WC La Seu d’Urgell (Spanien)

13. – 15. Juni

2. WC Pau (Frankreich)

27. – 29. Juni

3. WC Prag (Tschechien)

29. – 31. August

4. WC Ljubljana-Tacen (Slowenien)

4. – 7. September

WC-Finale Augsburg (Deutschland)

29. September –
4. Oktober

Weltmeisterschaften Penrith (Australien)

3. – 5. Oktober

Deutsche Meisterschaften in Roudnice (Tschechien)

 

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