„Das verflixte Tor Nummer 20“: Es wird wahrscheinlich in die Kanuslalom-Geschichte eingehen. In diesem Jahr hat sich die Tokio-Olympiasiegerin und zweifache Weltmeisterin im Kajak, Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach), erstmals entschieden, sich ohne das Team auf die Saison vorzubereiten. Sie trainiert sechs Wochen individuell, ohne Trainer auf der diesjährigen WM-Strecke im australischen Penrith. Das in dieser Zeit stattgefundene Australien Open, an dem die gesamte Weltelite teilnahm, hat die 32-Jährige mit 3,01 Sekunden Vorsprung vor Noamie Fox aus Australien gewonnen. Auf Platz drei paddelte die US-Amerikanerin Evy Leibfarth. Funk hatte bereits das Qualifikationsrennen mit deutlichem Vorsprung von 4,81 Sekunden gewonnen. Olympiasiegerin Jessica Fox landete auf Rang zehn. Die Olympia-Zweite von Paris, Klaudia Zwolinska aus Polen rangierte auf Platz fünf, die Britin Kimberley Woods, Paris-Olympia-Dritte wurde Siebte.
„Wow, da war es wieder, dieses Wettkampffeeling. Die Anspannung, das Herzklopfen, die Nervosität – und ja, auch die Unsicherheit. Genau diese Ungewissheit gibt mir dieses besondere Gefühl. Werde ich das richtige Maß zwischen Risiko und Kontrolle finden? Habe ich die richtige Taktik gewählt? Werde ich das Wasser kontrollieren – oder umgekehrt?“, so kommentierte Funk ihren Wettkampf. Obwohl sie seit 17 Jahren auf internationalem Niveau unterwegs ist, „bin ich vor jedem Wettkampf nervös, egal wie groß oder klein er ist“, beschrieb Funk ihre Gefühle.
Drei Podestplätze auf La Réunion
Derweil breitet sich ein großes Team mit 24 Sportlerinnen und Sportlern im Rahmen eines Warmwasser-Lehrgangs auf der zu Frankreich gehörenden Insel La Réunion im Indischen Ozean vor. Auch sehr junge Athletinnen und Athleten, auf die der Deutsche Kanu-Verband langfristig für die kommenden Olympischen Spiele setzt, sind diesmal dabei. Die Jüngeren sollen langfristig an die internationale Spitze herangeführt werden. Im nacholympischen Jahr wird damit verstärkt der Fokus auf den Nachwuchs gerichtet. Allerdings sei die Entwicklung junger Talente im Schülerbereich schwierig, ein langfristiger Leistungsaufbau kaum möglich, da es in Augsburg – anders als in Leipzig – keine Sportschule gibt, wo man Sportler zum Beispiel für so einen Lehrgang für mehrere Wochen aus der Schule nehme könne, kritisiert Cheftrainer Klaus Pohlen.
Bei dem Wettkampf auf La Réunion an diesem Wochenende paddelten drei der Deutschen auf einen Podestplatz. Canadierspezialistin Andrea Herzog (Leipziger KC) wurde Zweite. Im Kajak jeweils auf den dritten Rang landeten Emily Apel und Noah Hegge (beide KS Augsburg). Gut präsentierten sich die deutschen Nachwuchshoffnungen Kimberley Rappe und Niels Zimmermann (beide Leipziger KC) im Canadier sowie Paulina Pirro (KSV Bad Kreuznach) im Kajak mit ihren vierten Plätzen. Die beiden Olympiastarter von Paris, Elena Lilik und Sideris Tasiadis (beide KS Augsburg), sind nicht mit dabei beim Wasserlehrgang.
Text: Uta Büttner