WM Kanada: Welche Chancen hat Deutschland?

Am 30. August werden die Kanu Freestyle Weltmeisterschaften 2015 in Ottawa, Kanada offiziell eröffnet. Aber schon seit Wochen gleicht das Kehrwasser des WM Playspots, der Garburator Wave einem Showlauf der weltbesten Wellenreitern.

Der Ottawa River, der zur dieser Jahreszeit wenig Wasser führt und so die Wettkämpfe ermöglicht, gleicht einer Woche vor Beginn der WM bereits einem olympischen Austragungsort.

Sitzplätze für mehrere Tausend Zuschauern sind errichtet. Und das irgendwo im Nirgendwo. Die Plattformen für TV und LiveStream Übertragungen stehen auch schon.

Deutsche Kanu Freestyle Nationalmanschafft '15
Deutsche Kanu Freestyle Nationalmanschafft '15

Und das Deutsche Team?


Auch die deutschen Athleten trainieren schon seit geraumer Zeit an der Welle. In den Seniorenklassen scheint der Abstand zur Weltspitze aber unüberbrückbar. Das liegt sicher zum Großteil daran, dass wir in Europa und speziell in Deutschland eher Walzen statt Wellen finden. Die Trainingsmöglichkeiten für eine Welle wie am Ottawa River sind gering. Einzig in den Juniorenklassen lassen Emma Schuck und Raphael Scheu auf eine Medaillen hoffen. Sie zeigten in den Trainingseinheiten gute Leistungen. Bei den Senioren hoffen wir auf ein gutes Abschneiden der Deutschen Teilnehmer. Ein  Viertelfinal- (Top 20) oder gar ein Halbfinaleinzug(Top 10) wären schon ein großer Erfolg.

Raphael Scheu, Deutscher Juniorenmeister und Medaillenhoffnung
Raphael Scheu, Deutscher Juniorenmeister und Medaillenhoffnung

Keine Trainingsstellen? Was ist mit Plattling und Co?


Man muss zwischen Walzen und Welle unterscheiden. Walzen entstehen oft schon bei geringem Gefälle und geringem Wasserdurchfluss. Gute Wellen dagegen brauchen meist viel Wasser und mehr Gefälle. Der Mangel an Wellen in Deutschland lässt sich einerseits sicher geographisch erklären. Flüsse mit hohem Wasserdurchlauf auf denen sich auf natürliche Weise Wellen bilden könnten fehlen. Und die die es gibt, sind von Wehranlagen verbaut oder Opfer der Schifffahrt geworden. Auf kleineren Flüssen wären umfangreiche Einbauten und Umbauten nötig um gute Wellen zu errichten. Hier mangelt es leider an der Lobby. Aber was nicht ist kann ja noch werden.

Emma Schuck, eine der besten in Europa (K1JW). Reicht es für ein Treppchenplatz?
Emma Schuck, eine der besten in Europa (K1JW). Reicht es für ein Treppchenplatz?

Was wird aus den Nachwuchstalenten?


In den letzten Jahren schafften es Deutsche Junioren immer wieder in die Weltspitze. Man erinnere sich an Sandrina Hornhardt (2-fache Europameisterin) oder Jakob Ehrl (WeltCupsieger), um nur zwei Namen zu nennen.

In Amerika und teilweise auch in England und Frankreich hat der Freestyle Sport bereits professionelle Züge erhalten. Bei Ihnen gibt es Sportler die zu mindestens teilweise von Ihrem Sport (Sponsoren, Kanulehrer, Verbandsmittel usw.) leben können. In Deutschland ist dies derzeit noch undenkbar. Die meisten Nachwuchstalente beginnen nach der Schule ein Vollzeitstudium oder eine Ausbildung.

Text von Thomas Hinkel

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