Lokalsport Tandem-Tag wird zum Familienfest

Neuss · Friedhelm Julius Beucher kam aus dem Staunen nicht heraus: "Ich dachte, das sei ein kleines Sportfest am Rande von Neuss." Stattdessen fand der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes den 8. Tandem-Tag auf Gut Gnadental "einfach überwältigend. Hier wird das Miteinander von Behinderten und Nicht-Behinderten wirklich gelebt."

 Impressionen vom Tandem-Tag: Friedhelm Julias Beucher mit Moderator Volker Koch und Hausherrin Jutta Zülow (o.l., v.l.), Bernd Müller beim Radeln (u. l.), Judo, Kanu mit Musikbegleitung, Ponyreiten und Tischtennis (von oben im Uhrzeigersinn).

Impressionen vom Tandem-Tag: Friedhelm Julias Beucher mit Moderator Volker Koch und Hausherrin Jutta Zülow (o.l., v.l.), Bernd Müller beim Radeln (u. l.), Judo, Kanu mit Musikbegleitung, Ponyreiten und Tischtennis (von oben im Uhrzeigersinn).

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Der 68-Jährige, von 1998 bis 2002 Vorsitzender des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, war am Samstag zum ersten Mal zu Gast beim integrativen Sportfest der Tandem-Stiftung Burkhard Zülow. Hans-Jürgen Petrauschke ist dort Stammgast. Trotzdem brachte das Geschehen auf und rund um Gut Gnadental den Landrat des Rhein-Kreises, der am Morgen wie in jedem Jahr selbst kräftig in die Tandem-Pedale getreten hatte, gleichfalls zum Staunen: "Der Tandem-Tag ist ein richtiges Familienfest geworden."

In der Tat: Es geht familiär zu in den sechs Stunden zwischen dem Start der Tandem-Ausfahrt und dem Ende der mit attraktiven Preisen bestückten Verlosung. Man kennt sich, und das seit Jahren. Ingo Wolf, von 2005 bis 2010 Innenminister des Landes NRW, war eigens aus Euskirchen gekommen, um in einem der 14 Tandems Platz zu nehmen. Doch die Polit-Prominenz, zu der sich auch Lutz Lienenkämper MdL gesellte, stand keineswegs im Mittelpunkt.

Lokalsport: Tandem-Tag wird zum Familienfest
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Dort standen alle, die eines aus dem guten Dutzend Sportangebote ausprobieren wollten. Vor allem die geistig Behinderten aus den Schulen, betreuten Wohneinrichtungen und Vereinen des Rhein-Kreises, für die der Tandem-Tag gedacht ist. "Das ist mit keiner anderen Veranstaltung vergleichbar", sagt Helmut Kloubertz, Vorsitzender des TC Grün-Weiss Neuss, bei dem die "Handikaps" genannten Tennisspieler seit zehn Jahren ein Zuhause haben. Dort nehmen sie am normalen Vereinsbetrieb teil, freuen sich bereits auf ihr "Unified-Turnier" am 23. Mai, bei dem Aktive mit und ohne Handikap in gemischten Doppeln gegeneinander antreten. "Das ist auch der Grundgedanke des Tandem-Tags", sagt Hausherrin und Stiftungs-Chefin Jutta Zülow, "wir wollen die Behinderten aus ihrem Ghetto rausholen." Das gelang, ob beim wie stets im Elfmeterschießen entschiedenen Fußballspiel, beim Tischtennis-Training der GWN-Cracks mit Jana Vollmert und Miriam Jongen aus dem Regionalliga-Meisterteam der DJK Holzbüttgen, beim Rollstuhl-Basketball mit den Cologne 99ers, beim Voltigieren auf der Obstwiese, wo der getreue Tobi sich auch vom im Wettkampf sonst unüblichen Beifall der Zuschauer nicht ablenken ließ, oder bei der Tanzeinlage mit Spontangast Roman Frieling.

Lokalsport: Tandem-Tag wird zum Familienfest
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)
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Foto: Woitschützke, Andreas (woi)
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Foto: Woitschützke, Andreas (woi)
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Foto: Woitschützke, Andreas (woi)
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Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Solch ein Miteinander strebt auch Friedhelm Julius Beucher in seinem Verband an: "Egal, ob Para- oder Special Olympics, das wichtigste ist, wir bringen Menschen in Bewegung." Beim 8. Tandem-Tag wurde dieses Ziel erreicht, auch wenn Organisationschef in Sylvia Schlesak einräumte: "Ich hätte mir ein paar Besucher mehr gewünscht." Doch dafür war die Terminkonkurrenz an diesem ersten Mai-Wochenende offensichtlich zu groß.

(NGZ)
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