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Abenteuer „Mücken sind die Bestien der Wildnis“

Bad Zwischenahn - Andere nehmen für derartige Entfernungen das Flugzeug. Nicht so Jan Krüger (25) und Janosch Hagen (24). Die beiden Bad Zwischenahner haben auf Kajaks gesetzt und die Strecke vom Großen Sklavensee bis zur Beringsee mit reiner Muskelkraft zurückgelegt. Und die war ganz schön gefordert, berichten beide voller Eindrücke nach ihrer Rückkehr. Immerhin haben sie „halb Kanada und ganz Alaska“ auf und im Wasser durchquert.

Besonders die Etappe auf dem Rat River in den Richardson Mountains hatte es wie erwartet in sich, erzählt Hagen. 160 Kilometer ging es flussaufwärts, die Kajaks bepackt mit jeweils rund 100 Kilo Ausrüstung. Oft mussten die Boote gezogen werden, durch eiskaltes Wasser, meist hüfttief, teils deutlich tiefer, streckenweise aber auch über Land. Geplant hatten beide die Tour am Computer mit Google Earth. Kartenmaterial über diese Region gibt es kaum. Vor Ort stellte sich dennoch so manches ganz anderes dar.

An den „schlimmsten Tagen“ haben beide nicht einmal drei Kilometer geschafft. Nach Regenfällen stiegen die Wassermassen derart stark an, dass an ein Vorankommen gar nicht zu denken war. Dann half nur eins: Ausharren auf einer Sand- oder Kiesbank.

Wildnis pur

„Eineinhalb Monate Wildnis pur, sonst nichts“, schildern beide „den Kern unserer Tour“. Während Kajak-Fahrten auf dem Yukon-River populärer sind, haben beide in dieser Zeit keine anderen Menschen gesehen. „Das kann man sich gar nicht vorstellen.“

Begleitet wurden sie dennoch: von Milliarden Mücken. „Das war der totale Horror“, meint Hagen. „Die Mücken sind die wahren Bestien der Wildnis.“ Völlig undenkbar war es, den Mückenhut nur für kurze Zeit abzusetzen. „Da dreht man durch“, so der 24-Jährige, der als ehemaliger Fallschirmjägeroffizier zwar Outdoor-, aber keine Kajak-Erfahrung hatte. „Man denke nur an ganz elementare Dinge wie einen Toilettengang.“

Gelebt wurde während dieser Etappe „streng nach Ration“. Da der Platz in den Kajaks äußerst begrenzt war, blieb nicht viel Platz für Spaghetti, Reis, Haferflocken, Rosinen, Corned Beef und Mehl fürs Brot, all das, was teuer in den Orten vor der Wildnis eingekauft wurde. „Nach Monaten außerhalb der Zivilisation backen wir das beste Bannock“, sagt Hagen über das Weizenfladenbrot, das für beide mitunter so etwas wie eine Delikatesse war. Hungern mussten die Ammerländer weit nördlich des Polarkreises, wo 24 Stunden Tageslicht „auch eine Erfahrung waren“ und „das Zeitgefühl vollkommen verloren“ gegangen ist, aber nie: Es gab Tage, an denen es Lachs im Überfluss gab, an anderen wurde gejagt, was vor die Schrotflinte kam. „Das war aber immer ein Bonus an Lebensmittelrationen. Geplant war ein Auskommen mit den Vorräten im Kajak.“

Gestartet waren beide am 15. Mai, zurück sind sie seit Kurzem. „Erst kurz vorher war die Eisdecke aufgebrochen“, so Hagen. Eisschollen sollten aber noch einen ganzen Monat lang ihre Begleiter sein.

Erwartungen übertroffen

Was von der Reise bleibt? Unmengen an Eindrücken und fast ebenso viele spektakuläre Fotos. Die Ammerländer haben atemberaubende Landschaften gesehen, paddelten zwischen Eisschollenfeldern, mussten mitunter knietief durch Matsch waten, sind Schwarzbären bis auf ein paar Metern nahe gekommen und hatten Begegnungen mit riesigen Grizzly-Bären. „Unsere erste Reaktion war nicht: ,Wo ist das Bärenspray?‘ sondern: ,Wo ist die Kamera?‘“

Und immer wieder sind sie auch in Kontakt mit Indianern und Eskimos gekommen: „Alle waren immer sehr nett und total interessiert. Wir haben eine unglaubliche Hilfsbereitschaft erlebt.“ Hier gab es mal einen Fisch, dort ein dickes Stück Elchfleisch.

„Alle Erwartungen erfüllt und weit übertroffen“, meint Krüger rückblickend. „Jeden Tag gab es ein neues Abenteuer.“ Und: „Das Leben hier in Deutschland ist wahnsinnig komplex“, sagt Hagen. „Dort hat man sich auf elementare Dinge beschränkt, die drei Glücklichkeitsfaktoren waren trocken, warm und satt.“ Dabei habe man das eigene Bett nicht einmal vermisst, erzählt Krüger mit Blick auf die „gemütlichen Schlafsäcke“. Vermisst habe er allenfalls einen „vollen Kühlschrank, an den man jederzeit rangehen kann“, so der 25-Jährige. Und Musik. Aber der Verzicht auf fast jede Art von Technik habe auch seinen besonderen Reiz gehabt.

Nur eins haben beide dadurch verpasst: Dass Deutschland Fußball-Weltmeister geworden ist. „Das haben wir nur zufällig erfahren, als wir wieder in einer Stadt waren.“

Bad Zwischenahn - Andere nehmen für derartige Entfernungen das Flugzeug. Nicht so Jan Krüger (25) und Janosch Hagen (24). Die beiden Bad Zwischenahner haben auf Kajaks gesetzt und die Strecke vom Großen Sklavensee bis zur Beringsee mit reiner Muskelkraft zurückgelegt. Und die war ganz schön gefordert, berichten beide voller Eindrücke nach ihrer Rückkehr. Immerhin haben sie „halb Kanada und ganz Alaska“ auf und im Wasser durchquert.

Besonders die Etappe auf dem Rat River in den Richardson Mountains hatte es wie erwartet in sich, erzählt Hagen. 160 Kilometer ging es flussaufwärts, die Kajaks bepackt mit jeweils rund 100 Kilo Ausrüstung. Oft mussten die Boote gezogen werden, durch eiskaltes Wasser, meist hüfttief, teils deutlich tiefer, streckenweise aber auch über Land. Geplant hatten beide die Tour am Computer mit Google Earth. Kartenmaterial über diese Region gibt es kaum. Vor Ort stellte sich dennoch so manches ganz anderes dar.

An den „schlimmsten Tagen“ haben beide nicht einmal drei Kilometer geschafft. Nach Regenfällen stiegen die Wassermassen derart stark an, dass an ein Vorankommen gar nicht zu denken war. Dann half nur eins: Ausharren auf einer Sand- oder Kiesbank.

Wildnis pur

„Eineinhalb Monate Wildnis pur, sonst nichts“, schildern beide „den Kern unserer Tour“. Während Kajak-Fahrten auf dem Yukon-River populärer sind, haben beide in dieser Zeit keine anderen Menschen gesehen. „Das kann man sich gar nicht vorstellen.“

Begleitet wurden sie dennoch: von Milliarden Mücken. „Das war der totale Horror“, meint Hagen. „Die Mücken sind die wahren Bestien der Wildnis.“ Völlig undenkbar war es, den Mückenhut nur für kurze Zeit abzusetzen. „Da dreht man durch“, so der 24-Jährige, der als ehemaliger Fallschirmjägeroffizier zwar Outdoor-, aber keine Kajak-Erfahrung hatte. „Man denke nur an ganz elementare Dinge wie einen Toilettengang.“

Gelebt wurde während dieser Etappe „streng nach Ration“. Da der Platz in den Kajaks äußerst begrenzt war, blieb nicht viel Platz für Spaghetti, Reis, Haferflocken, Rosinen, Corned Beef und Mehl fürs Brot, all das, was teuer in den Orten vor der Wildnis eingekauft wurde. „Nach Monaten außerhalb der Zivilisation backen wir das beste Bannock“, sagt Hagen über das Weizenfladenbrot, das für beide mitunter so etwas wie eine Delikatesse war. Hungern mussten die Ammerländer weit nördlich des Polarkreises, wo 24 Stunden Tageslicht „auch eine Erfahrung waren“ und „das Zeitgefühl vollkommen verloren“ gegangen ist, aber nie: Es gab Tage, an denen es Lachs im Überfluss gab, an anderen wurde gejagt, was vor die Schrotflinte kam. „Das war aber immer ein Bonus an Lebensmittelrationen. Geplant war ein Auskommen mit den Vorräten im Kajak.“

Gestartet waren beide am 15. Mai, zurück sind sie seit Kurzem. „Erst kurz vorher war die Eisdecke aufgebrochen“, so Hagen. Eisschollen sollten aber noch einen ganzen Monat lang ihre Begleiter sein.

Erwartungen übertroffen

Was von der Reise bleibt? Unmengen an Eindrücken und fast ebenso viele spektakuläre Fotos. Die Ammerländer haben atemberaubende Landschaften gesehen, paddelten zwischen Eisschollenfeldern, mussten mitunter knietief durch Matsch waten, sind Schwarzbären bis auf ein paar Metern nahe gekommen und hatten Begegnungen mit riesigen Grizzly-Bären. „Unsere erste Reaktion war nicht: ,Wo ist das Bärenspray?‘ sondern: ,Wo ist die Kamera?‘“

Und immer wieder sind sie auch in Kontakt mit Indianern und Eskimos gekommen: „Alle waren immer sehr nett und total interessiert. Wir haben eine unglaubliche Hilfsbereitschaft erlebt.“ Hier gab es mal einen Fisch, dort ein dickes Stück Elchfleisch.

„Alle Erwartungen erfüllt und weit übertroffen“, meint Krüger rückblickend. „Jeden Tag gab es ein neues Abenteuer.“ Und: „Das Leben hier in Deutschland ist wahnsinnig komplex“, sagt Hagen. „Dort hat man sich auf elementare Dinge beschränkt, die drei Glücklichkeitsfaktoren waren trocken, warm und satt.“ Dabei habe man das eigene Bett nicht einmal vermisst, erzählt Krüger mit Blick auf die „gemütlichen Schlafsäcke“. Vermisst habe er allenfalls einen „vollen Kühlschrank, an den man jederzeit rangehen kann“, so der 25-Jährige. Und Musik. Aber der Verzicht auf fast jede Art von Technik habe auch seinen besonderen Reiz gehabt.

Nur eins haben beide dadurch verpasst: Dass Deutschland Fußball-Weltmeister geworden ist. „Das haben wir nur zufällig erfahren, als wir wieder in einer Stadt waren.“

Markus Minten
Markus Minten Stadt Oldenburg und Ammerland (Leitung)
Markus Minten
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