Zweimal WM-Bronze für Slalom-Kanuten

McHenry (dpa) - Selbst die Freude über zweimal WM-Bronze in den olympischen Klassen konnte den Unmut der deutschen Slalom-Kanuten über das reformbedürftige Regelwerk nicht verdrängen.

Zweimal WM-Bronze für Slalom-Kanuten
Foto: dpa

„Wir müssen endlich wegkommen von Regeln für Experten hin zu Regeln für die Zuschauer“, forderte der deutsche Verbandschef Thomas Konietzko, nachdem etliche Entscheidungen bei den Titelkämpfen im US-Bundesstaat Maryland erst mit großen Zeitverzögerungen am Jurytisch gefallen waren. Auch Bronzemedaillengewinner Franz Anton im Canadier-Einer musste nach Rennschluss gefühlte Ewigkeiten warten, bis die Wettkampfrichter über all die inzwischen alltäglichen Einsprüche gegen Strafpunktwertungen zahlreicher Paddler geurteilt hatten. Fixer ging's bei Melanie Pfeifer, die im Kajak-Einer Dritte wurde.

„Das ist das beste Beispiel, dass wir Kanu-Slalom vom Regelwerk her ändern müssen“, kritisierte Konietzko, der als Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) und international führender Funktionär auch im „Board of Directors“ des Weltverbandes ICF sitzt. Derzeit leitet er eine Kommission, die Reformen im Wettkampfprogramm von Rennsport- und Slalom-Kanuten erarbeiten will. Im Herbst sollen den Föderationen intern erste Vorschläge präsentiert werden. „Dass etwas verändert werden muss, ist spätestens jetzt allen klar“, sagte er: „Ich glaube, wir können relativ schnell Änderungen herbeiführen, auch wenn wir dann mehr mit Tatsachenentscheidungen leben müssen.“

Rein sportlich waren die Paddler in McHenry von der Ausbeute her mit zwei Medaillen in den vier olympischen Disziplinen so erfolgreich wie bei Olympia in London. „Das Soll ist erfüllt, aber die Farbe ist im Hinblick auf Olympia 2016 in Rio noch ausbaufähig“, kommentierte Konietzko.

Mit einer fehlerfreien Fahrt sicherte Pfeifer am Sonntag auf der unberechenbaren Strecke das zweite Mal Bronze, während Europameisterin Ricarda Funk (5.) und Jasmin Schornberg (6.) nicht astrein durchkamen. Schon am Vortag hatte Franz Anton die erste DKV-Plakette eingeheimst - und damit auch frühzeitig ein ähnliches Zittererlebnis wie im Vorjahr verhindert. Bei der WM 2013 in Prag hatten Bundestrainer Michael Trummer & Co. bis zum letzten Wettkampf warten müssen, ehe Schornberg den ersten und einzigen Podestplatz klargemacht und die Bosse erheblich beruhigt hatte.

Pech hatte auf dem künstlich angelegten Wildwasserkurs in den USA am Wochenende Antons Disziplinkollege Jan Benzien, der im Einer nur Vierter wurde. Zusammen im Canadier-Zweier lagen die beiden Leipziger bis kurz vor dem Ziel auf Gold-Kurs, ehe sie eine 50-Sekunden-Strafe aufgebrummt bekamen. Tor 19 hätten sie nicht sauber durchfahren, urteilten die Juroren. „Da sieht man wieder, wie im Kanu-Slalom Trauer und Erfolg ganz eng beieinander liegen“, sagte Konietzko. Anton/Benzien wurden schließlich nur 10.

Gar nichts zusammen lief im Adventure Sports Center International von Deep Creek bei den Kajak-Männern: Peking-Olympiasieger Alexander Grimm verabschiedete sich wie der frühere Weltmeister Fabian Dörfler schon im Halbfinale aus dem Wettbewerb, Gesamtweltcupsieger Sebastian Schubert kam im Finale nur auf Rang neun. Grund war auch bei ihm eine happige 50-Sekunden-Strafe, die der 26-Jährige für ein falsch befahrenes Tor bekam. „Ein 50-er war es ganz sicher nicht“, haderte er: „Ich wollte eine Medaille gewinnen, das ist mir nicht geglückt.“ Auch in den vier nicht-olympischen Teamrennen gab's nichts zu holen für den DKV.

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