Ganderkesee - Gewalt in Filmen und Serien gehört für uns zum Alltag. Doch neben dieser „gespielten Gewalt“ gibt es, so betonte am Montag unter anderem Bürgermeisterin Alice Gerken, die alltägliche, reale – auch häusliche – Gewalt in all ihren Ausprägungen. „Doch die findet hinter verschlossenen Türen statt“, so die Bürgermeisterin.

Hilfsangebote bei Gewalt: ein Überblick

Im Landkreis Oldenburg gibt es zahlreiche Angebote für Opfer von Gewalt. Hilfe bei akuter Gefahr, bei nötiger Strafverfolgung oder in anderen Lagen gibt es immer bei der Polizei unter dem amtlichen Notruf t  110 oder über Dienststellen wie Ganderkesee, t  04222/94 460.

Weitere Akuthilfe gibt es:  beim Frauen- und Mädchentelefon der Beratungsstelle Aufwind, t  04431/ 94 85 85, aufwind@oldenburg-kreis.de

 bei der Beratungs- und Interventionsstelle BISS (Gewalt in Paarbeziehungen, häusliche Gewalt), unter t  04431/94 85 85 oder unter aufwind@oldenburg-kreis.de

 beim Frauen- und Kinderschutzhaus, 04431/92 842, frauenhaus@ewetel.net

 beim Jugendamt des Landkreises (Kindeswohlgefährdung, Erziehungshilfe), t   04431/85 257.

Spezialisierte Fachstellen bieten weitere Beratungen zu folgenden Formen von Gewalt:

Wildwasser Oldenburg, Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch: t  0441/16 656

Psychologische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern: Villa Knagge, 04431/92 047

Bundesweites Hilfetelefon bei Gewalt gegen Frauen: t   0800/0 116 016

Donum vitae, Schwangerschaftsberatung: t  04431/73 220

 Bei Verdacht des Kindesmissbrauchs, Projekt Kinderschutz – Institut für Rechtsmedizin: t  0176/15 32 45 72

Weißer Ring, Hilfe für Opfer von Kriminalität: t  0441/36 16 42 72

Oldenburger Interventionsprojekt (Olip), bei Gewalt in Familie und Partnerschaft: t  0441/36 11 08 51, olip@konfliktschlichtung.de

Opferhilfe Oldenburg: t  0441/22 04 007

Die Ausstellung „NEIN zu Gewalt an Frauen“ ist bis zum 30. November im Rathaus zu sehen.

Auf Einladung von Gerken und der Gleichstellungsbeauftragten der Gemeinde Ganderkesee, Katrin Gaida-Hespe, waren am Montag rund 21 Gäste ins Rathaus gekommen. Anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, der am 25. November begangen wird, informierten verschiedene Hilfsprojekte über ihre Arbeit mit Opfern, aber auch mit Tätern. Neben Vertreterinnen der Organisationen „Wildwasser“ und „donum vitae“ (siehe Infokasten) sowie der Polizei stellten drei Rednerinnen ihre Arbeit vor.

„Gibt es mehr Gewalt oder wird es einfach stärker öffentlich gemacht?“, warf dabei beispielsweise Karin Kohorst-Thölke, Leiterin des Frauenhauses im Landkreis Oldenburg, in den Raum. Waren es 2015 noch 193 Beratungen, die das Team des Frauenhauses und der zugehörigen Beratungsstellen durchführte, waren es im vergangenen Jahr 348. Für Kohorst-Thölke ein Zeichen dafür, dass das Bewusstsein für häusliche Gewalt zunehme. Entsprechend wichtig sei es, dass Einrichtungen und Beratungsstellen gut vernetzt seien, denn: „Dieses Jahr mussten wir schon 38 Frauen und 82 Kinder an andere Frauenhäuser verweisen.“ Und das seien alles Fälle gewesen, die „wirklich in ein Frauenhaus mussten“.

Am schwierigsten sei es für viele der Betroffenen – es werden mehr Frauen Opfer von häuslicher Gewalt als Männer –, den ersten Schritt zu wagen und überhaupt einzugestehen, dass Hilfe benötigt werde. Daher bietet das Frauenhaus sowohl telefonische als auch Online-Beratung an.

Auch der Weiße Ring, der sich seit rund 40 Jahren um Opfer von Gewalt und anderer Straftaten kümmert, setzt auf möglichst viele Möglichkeiten der Kontaktaufnahme. Deswegen, und weil auch der Weiße Ring in der Region gut vernetzt sei, bearbeite die Außenstelle Stadt und Landkreis Oldenburg 300 bis 320 Fälle pro Jahr, so Petra Klein, Leiterin der Außenstelle.

Die Hilfe der Einrichtungen variiert dabei, je nach Fall und je nach Organisation. Der Weiße Ring bietet unter anderem auch Begleitungen zur Polizei oder zu Anwälten an. „Nur zu den Tätern begleiten wir nicht.“

Gerade bei den Tätern setzt derweil das Projekt „Olip“ an, welches von Daniela Hirt vorgestellt wurde. Größtenteils durch Zuweisungen zum Beispiel von der Staatsanwaltschaft oder von Gerichten, betreut das Team des Oldenburger Interventionsprojektes Männer, und Frauen, die ihren Partnern oder Kindern gegenüber Gewalt ausüben. Für Männer gebe es seit 2015 in Delmenhorst eine Gruppe, in der die Täter mit ihren Taten konfrontiert werden. „Die Männer müssen in diesem Training Verantwortung für ihre Taten übernehmen, zu 100 Prozent“, so Hirt. Etwas, was häufig mehrere Monate dauere.

Nach den Kurzvorträgen wurde im Rathaus zudem die Ausstellung „NEIN zu Gewalt an Frauen“ eröffnet. Zum Thema liegen im ersten Stock Infomaterialien aus.