Kajak-Weltmeister Richard: „Immer ein klein wenig Abenteuer“

Kajak-Weltmeister Richard: „Immer ein klein wenig Abenteuer“

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Im vergangenen April kamen dem aus Dinant stammenden Maxime Richard die Rennen in Diekirch gerade recht, um nach einem problematischen Jahr mit einer Operation an den Unterarmen die Form zu testen. Auch am Sonntag diente das relativ nahe gelegene Rennen für den 30-jährigen Modellathleten, Wildwasser-Weltmeister 2009, 2012 und 2016 sowie Olympiateilnehmer im Flachwasser 2012 (13.) mit stärkerer Konkurrenz als eine neuerliche Standortbestimmung.

Von Chrëscht Beneké

Tageblatt: Glückwunsch zum Sieg. Zufrieden?
Maxime Richard: Ja, es geht gut. Die derzeitige Form ist recht in Ordnung. Nach einem guten Saisonstart hatte ich in der Mitte der Saison wieder Schulter- und Ellbogenprobleme, doch der Saisonausklang ist jetzt wieder eher gut. Auf dem Wasser fühlt es sich prima an und ich schaffe es auch, dort meine Leistung zu bringen. Zudem ist es für mich einfacher, einen guten Sprint zu fahren.

Ihr zweites Rennen und der zweite Sieg auf diesem neuen Kanal. Wie gefällt er Ihnen?
Ich finde ihn supercool. Ich kannte die Stelle hier, bevor der Kanal gebaut wurde, da vor Jahren hier Marathons und ein „Sprint der Asse“ gefahren wurden. Es ist toll zu sehen, was sich hier entwickelt hat: Ich träume davon, was ähnliches zum Training zu Hause zu haben. Für einen Abwassersprint ist es perfekt. 35 Sekunden sind ziemlich kurz, aber mir kommt das entgegen. Ich glaube, dass ein solcher Wildwasserkanal auch ein großes Plus für die Stadt Diekirch ist.

Heutzutage sind Abfahrtsrennen im Wildwasser eine ziemliche Randsportart, wie kommt man dahin?
Bei mir ist das eine Familiengeschichte, mein Vater paddelte ebenso wie mein Großvater, den ich aber nie kennenlernte.

Um Weltmeister zu werden, reicht es aber auch bei einer Randsportart nicht, gelegentlich mit Papa zu paddeln. Was motiviert Sie, sich jahrelang dafür zu quälen?
Mir gefällt, dass es eine Sportart in der Natur und eine individuelle Sportart ist, bei der die physische Form wichtig ist. Das heißt, dass man viel trainieren muss, um hier Erfolg zu haben. Hinzu kommt das Entdecken der einzelnen Strecken und Flussläufe, die sich bei verschiedenen Wasserständen verändern. Es ist immer ein klein wenig Abenteuer, auch beim Abfahren der Flüsse, was mir sehr gut gefällt.

Abenteuer Wildwasser – sind Abfahrtsrennen gefährlich?
Es ist kein Tennis, es kann Unfälle geben. Wichtig ist dabei, keine Etappen zu überspringen, allmählich besser zu werden und mit leichteren Abfahrten zu beginnen. Dann ein wenig schwerer, danach noch etwas schwerer. Bis man schließlich bei Weltmeisterschaftsläufen ist. Es kommt selten zu Unfällen, aber es kommt vor. Deshalb braucht man die richtigen Reflexe und ein wenig Ausbildung, um in dem Fall richtig zu reagieren.

Was braucht man neben der richtigen physischen Voraussetzung denn noch für einen WM-Titel?
Das Wichtigste ist die Motivation. Man muss einfach Lust haben, zu trainieren. Wichtig ist auch, Training, Arbeit und das Privatleben jonglieren zu können. Was für manche nicht einfach ist. Ich habe das Glück, mich ausschließlich dem Paddeln widmen zu können. Um gute Resultate zu erreichen, muss man gut trainieren.

Mit genügend Motivation kann also jeder vielleicht nicht Weltmeister werden, aber doch WM-Strecken meistern?
Mit genügend Zeit glaube ich schon. Wenn man 1,50 Meter groß ist, wird es schwierig, mal in der NBA zu spielen. Im Kajak gibt es keine körperliche Charakteristik, die einen ausschließt. Wer gut trainiert und gut betreut ist, kann bis zu einem bestimmten Alter sicher die Fähigkeit für Flüsse mit schwierigeren technischen Passagen erreichen.

Sie hatten letztens OPs und zahlreiche Verletzungssorgen. Was sind nun Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich habe noch immer Ziele für die Zukunft, aber es war während fast zwanzig Monaten sehr kompliziert. Die Motivation ist immer noch da, aber ich kann mir keine Ziele mehr in zu weiter Ferne setzen. Ich denke nicht mehr in Zeiträumen von zehn Monaten. Heute bin ich zufrieden, gegen diese Konkurrenz hier so gewonnen zu haben. Nächstes Wochenende sind die nationalen Meisterschaften und danach sehe ich, ob die Schultern und Arme noch bereit für mehr Training sind. Und danach kommt 2019.