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Dan Groll hat bereits fünf Mal die Erde umrundet

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Dan Groll mit seinem Kanu an der Sohlgleite bei der Rotenburger Mühle. - Fotos: Bonath
Dan Groll mit seinem Kanu an der Sohlgleite bei der Rotenburger Mühle. © Bonath

Rotenburg - Von Wieland Bonath. „Man sollte sich nur über Dinge aufregen, die man nicht ändern kann und den Rest genießen.“ Das ist eines der Prinzipien von Dan Groll (82), pensionierter Oberstudienrat des Rotenburger Ratsgymnasiums. Ein Mann, der sein Leben lang vor allem Wert darauf gelegt hat, sich nicht hinzusetzen und die Welt tatenlos an sich vorüberziehen zu lassen.

Diese Standbeine, diese Leidenschaften charakterisieren ihn bis heute: die Pädagogik, die Kunst und der Sport. Um gleich beim Letzten zu bleiben: Als Kanufahrer ist Groll bisher 54.245 Kilometer gepaddelt, als begeisterter Radfahrer waren es bis heute 150.996 Kilometer. Also über fünf Mal um die Erde – zu Wasser, auf Straßen und Wegen. Mit Muskelkraft, mit Glück, mit Mut zum Risiko und immer mit „hungrigen“ Augen für die Schönheiten dieser Welt.

Dan Groll wurde in Schönlanke (Netzekreis) bei Schneidemühl (Pommern) als Sohn eines Lehrers geboren. 1944 flüchtete die Mutter mit ihm und seinen Geschwistern nach Stendal in der Altmark. Von dort – der Vater war inzwischen aus der Gefangenschaft zurückgekehrt – nach Schüttorf (Kreis Grafschaft Bentheim). 1948 siedelte die Familie nach Salzgitter um. Dort machte Groll 1956 sein Abitur. Der junge Mann, der Kunsterzieher werden wollte, gehörte 1959 zu den Mitbegründern der noch heute existierenden „Salzgitter-Gruppe“. 

Im Rahmen seiner Ausbildung studierte er an der Werkkunstschule Braunschweig und an der Berliner Hochschule für Bildende Künste. Die berufliche Reise des jungen Referendars führte ihn nach Gifhorn, wo er seine spätere Frau Helga kennenlernte, die damals das Fach Grafik studierte. Dann, 1962, der wichtige Lebensabschnitt, die Tätigkeit als Lehrer für Kunst und Werken und zeitweise für Geografie am Rotenburger Ratsgymnasium, die 1998 mit der Pensionierung endete.

Der Wassersportler mit einem seiner schnittigen Boote, mit denen er schon 54 245 Kilometer zurückgelegt hat.
Der Wassersportler mit einem seiner schnittigen Boote, mit denen er schon 54.245 Kilometer zurückgelegt hat. © Bonath

Endete? Den „ganz dicken Punkt“ gab und gibt es für Groll nicht. Er braucht die Bewegung für Körper und Geist. Nur folgerichtig, dass er schon während seiner Dienstzeit zusammen mit seinem Kollegen, dem Biologielehrer Ulrich Hensel, 1964 die Kanu-Sport-Gruppe Rotenburg, die erste Schülerkanugruppe Niedersachsens, ins Leben rief. Eine Gruppe mit etwa 100 Mitgliedern. 

Begeisterte Schüler, die unter Grolls fachlicher Anleitung 45 Kajaks bauten, eine jahrelange intensive Freundschaft mit dem französischen Gymnasium in Sainte-Foy-la-Grande pflegten und den Landkreis Rotenburg mit seiner reizvollen Natur als Paddler auf den zahlreichen Wasserläufen und stehenden Gewässern kennenlernten.

Groll: „Das Kanufahren ist eine Sportart, die Naturverbundenheit, sportliche Fitness und technische Fertigkeiten verlangt.“ Der jetzt 82-Jährige hat in den vielen Jahren als Kanusportler – ob allein oder in unterschiedlich großen Gruppen – zahlreiche Flüsse und Seen im In- und Ausland, in der näheren Umgebung, in vielen Teilen Deutschlands und Europas sowie darüber hinaus in den USA erlebt. Er hat ungezählte Menschen getroffen und die Natur genossen.

Nicht nur genossen: Dan Groll erinnert sich an ein schlimmes Erlebnis vor gar nicht so langer Zeit an einer Sohlgleite auf der Hunte. Das Boot sei gekentert, er habe sich nicht befreien können und sehr viel Wasser geschluckt. Die Folge sei ein Darmvirus gewesen und ein mehrtägige Krankenhausaufenthalt.

Die Auszeichnungen für Dan Groll.
Die Auszeichnungen für Dan Groll. © Bonath

Und das immer wieder gespannte Verhältnis zwischen den Kanufahrern und den Naturschützern? Groll kennt die Probleme, die Vorwürfe, die Wassersportler würden die Natur stören und die immer wieder von Behörden angeordnete Sperrung bestimmter Fließgewässerabschnitte. Dabei nimmt er für die größte Zahl der Wassersportler in Anspruch, dass diese sich naturgerecht verhalten. Auch in unserer enger werdenden Welt sei für unterschiedliche Anforderungen ausreichend Platz vorhanden, sagt er.

Als der Gymnasiallehrer vor 20 Jahren in den Ruhestand trat, versuchte er, einem Kollegen die Leitung der Kanu-Sport-Gruppe zu übertragen. Ohne Erfolg, der Kanusport in Rotenburg ist inzwischen in die Hände der Kanuwanderer übergegangen. Groll wollte und konnte seinen geliebten Sport nicht aufgeben und orientierte sich nach Verden. Dort ist er als Senior-Mitglied der „Dienstagspaddler“ des Wassersportvereins. Gleich „nebenan“, in Etelsen, ist er seit Jahrzehnten Mitglied des Radfahrervereins RV Etelsen. 

Stolz ist er auf seine Abzeichen, die ihm jedes Jahr nach Erreichen einer bestimmten Kilometer-Leistung von den Verbänden neu verliehen werden. Zum 45. Mal das Wanderfahrerabzeichen in Gold des Deutschen Kanu-Verbandes für insgesamt 54.245 Kilometer und dann noch die Ehrennadel der Radfahrer für die bisher 150.996 Kilometer auf dem Zweirad. Seit kurzer Zeit allerdings mit kleiner Unterstützung durch einen Elektromotor.

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