Wo die Orangen fliegen...

Daumen hoch für die Weltmeisterschaft: Das deutsche Kanu-Team rund um (von links) Maxi Dilli (VfL), Leo Braune (Halle), Joshua Dietz (RKV) und Hannes Seumel (Zeitz) an der Strecke im italienischen Ivrea.Foto: Privat  Foto: Privat
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Es soll der sportliche Höhepunkt in der laufenden Saison werden. Ab morgen und bis zum kommenden Sonntag fährt der Kanuslalom-Nachwuchs um Weltmeisterschaftsmedaillen. Im...

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IVREA. Es soll der sportliche Höhepunkt in der laufenden Saison werden. Ab morgen und bis zum kommenden Sonntag fährt der Kanuslalom-Nachwuchs um Weltmeisterschaftsmedaillen. Im italienischen Ivrea sind Junioren und Jugend U23 auf dem wilden Wasser unterwegs. Auch in ihren Booten sitzen die Talente Maxi Dilly (VfL) und Joshua Dietz (RKV) sowie im Boardercross, einer Randdisziplin im Kanu, die Bad Kreuznacher Dennis Messemer, Felix Schmidt und Fiona Kaletka.

Ziel heißt für das Duo: Halbfinale

Ivrea, die etwa 23 000 Einwohner zählende Gemeinde im Norden Italiens, die bekannt ist für seinen Karneval, steht in diesen Tagen Kopf. Bunte Flaggen aus aller Herren Länder schmücken das Straßenbild, an jeder Ecke stehen Autos aus ganz Europa mit Kanus im Huckepack. Es ist Weltmeisterschaftszeit. Zwar nicht im Fußball, aber immerhin.

Weit über 500 junge Sportler aus 52 Nationen sind mit Trainern und Betreuern in den Piemont gereist. Große Kanu-Nationen wie England, Frankreich oder Deutschland neben Ein-Mann-Teams aus Mauritius oder Costa Rica. „Das hat schon etwas von Olympia, alleine dabeizusein ist ein ganz großes Erlebnis für die Sportler. Das größte in ihrer bisherigen Karriere“, sagt Steffen Dietz. Er ist der Vater von Joshua, der genau wie Maxi Dilly am heutigen Dienstag für Deutschland in die Mannschaftsrennen startet. Donnerstag folgen die Einzelrennen im Einer-Kajak. „Da haben sich die Jungs das Semi-Finale der besten Vierzig als Ziel gesetzt.“

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Das wird schwer genug. Die Konkurrenz – etwa aus Italien, England oder Frankreich – ist groß. Das mussten Dietz und Dilly beim Studium der Konkurrenz in den vergangenen Tagen feststellen. Neben täglich ein bis zwei Stunden auf der schnellen und schweren Strecke zählt Videobeobachtung der eigenen Läufe wie auch Gegnerbeobachtung zur Vorbereitung auf den großen Wettkampf.

Seit acht Tagen sind Maxi Dilly und Joshua Dietz vor Ort. Fiona Kaletka, die am Freitag im Boardercross startet, kam dagegen erst gestern nach. Untergebracht ist die deutsche Delegation in einem kleinen Hotel außerhalb von Ivrea. „Ruhig gelegen und genau richtig, um wieder runterzukommen“, findet Steffen Dietz.

Auf der Suche nach dem ruhigen Plätzchen

Es wird eben auch darauf ankommen, die Ruhe zu finden, bevor der WM-Sturm auf der Strecke tobt. Denn nicht nur Steffen Dietz erwartet ganz enge Wettkämpfe. In der Spitze werden Kleinigkeiten entscheiden. „Da kann eine Torstabberührung schon das Ende aller Hoffnungen bedeuten.“ Die beiden Kreuznacher sind gut drauf, Medaillenhoffnungen allerdings eher utopisch. Dietz: „Ein Platz in den Top Ten wäre schon eine Nummer.“

Indes: Eine große Herausforderung ist die WM allemal. „Die Strecke ist sehr speziell und kräftezehrend. Wir gehen aber voll motiviert in die Wettkämpfe“, postete Nachwuchsbundestrainer Eric Mendel seine ersten Eindrücke auf Facebook – kurz vor dem Topevent der Kanujugend 2018.

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Jahreshöhepunkt im Treiben des italienischen Städtchens Ivrea ist normalerweise die „Orangenschlacht“. Zu Karneval fliegen nämlich tonnenweise Südfrüchte durch die Luft, die ganze Stadt riecht fruchtig-süß. Das Duo aus Bad Kreuznach will nun seinerseits Zitronen-saure Gesichter vermeiden und dann vielleicht um mehr fahren als um die „Goldene Ananas“.