BUOCHS: Wildwasserparcours stösst auf Widerstand

Im Slalom durch renaturierte Engelbergeraa fahren: Solche Pläne der Kanuten sind schon über zehn Jahre alt. Und noch immer sind nicht alle Hürden genommen. Anwohner fürchten sich vor Lärm.

Matthias Piazza
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Heinz Wyss, Präsident des Kanu-Clubs Nidwalden, bei der geplanten Slalomstrecke. Im Hintergrund das Schützenmattquartier. (Bild: Eveline Beerkircher (Buochs, 18. Oktober 2017))

Heinz Wyss, Präsident des Kanu-Clubs Nidwalden, bei der geplanten Slalomstrecke. Im Hintergrund das Schützenmattquartier. (Bild: Eveline Beerkircher (Buochs, 18. Oktober 2017))

Matthias Piazza

matthias.piazza@nidwaldnerzeitung.ch

Eingezwängt in einen Kanal legt die Engelbergeraa, auch Aawasser genannt, die letzte Etappe bis zur Einmündung in den Vierwaldstättersee bei Buochs zurück. Der ruhige und gleichmässige Flusslauf ist für Kanuten alles andere als attraktiv. Ein Wehr macht die Aa in diesem Abschnitt für Kanus gar unbefahrbar. Der in unmittelbarer Nähe ansässige Kanu-Club Nidwalden will dies ändern. Auf einem rund 300 Meter langen Abschnitt bis etwa 250 Meter vor Einmündung in den See will er aus dem kanalförmigen einen dynamischen Flusslauf machen – mit Steinblöcken am Ufer und mitten im Fluss.

«Wenn das Wasser im Lauf gehindert wird, entsteht die für Kanufahrer so attraktive Dynamik», erklärt Präsident Heinz Wyss. «Zu üben, in solchen dynamischen Stellen richtig mit dem Kanu umzugehen, ist sehr wichtig. Dafür brauchen wir aber unbedingt Wildwasser», erklärt er. Zusätzliche Slalomstangen sollen dereinst richtige Wildwasser­slaloms ermöglichen. Ergänzt würde die Anlage durch Ein- und Ausstiegsstellen am Ufer auf Ennetbürger Seite.

Aufstieg zu Olympischer Kaderschmiede

Die Disziplin Wildwasserslalom kann in Nidwalden bisher nicht durchgeführt werden. Nur Wildwasserabfahrten auf einem oberen Abschnitt der Engelbergeraa bei Dallenwil sind möglich, wo es darum geht, möglichst schnell ins Ziel zu kommen – und Kanuregatten auf dem Vierwaldstättersee. Eine Wildwasserstrecke in ­Buochs hätte aus Sicht von Heinz Wyss mehrere Vorteile: «Wir könnten in unmittelbarer Nähe zum Wassersportzentrum, unserem Bootshaus, üben und müssten nicht mehr nach Dallenwil.» Auf dem neu gestalteten Flussabschnitt könnte mit dem Wildwasserslalom eine olympische Disziplin beübt werden. «Der Kanu-Club Nidwalden würde so zur Olympischen Kaderschmiede aufsteigen.» Vom Flussumbau würden aus Sicht von Heinz Wyss alle profitieren. «Die Engelbergeraa würde auf einer Länge von rund 300 Metern ökologisch aufgewertet und der Hochwasserschutz dank höheren Schutzdämmen, welche eine Auflage des Kantons sind, verbessert.»

Heinz Wyss beziffert die Kosten für den Flussumbau mit Renaturierung auf rund 400 000 Franken. Er rechnet damit, dass sich der Bund und der kantonale Sportfonds im Rahmen des nationalen Sportanlagenkonzepts mit etwa 200 000 Franken daran beteiligen. Den Rest müsste der Club aufbringen. Ursprünglich war geplant, die Engelbergeraa bis zur Einmündung umzugestalten. Davon sah der Club aber vorderhand ab, da nicht klar ist, was der Kanton mit dem Einmündungsdelta vorhat.

Gegen die seit zehn Jahren bestehenden Pläne für das Wildwasserprojekt regt sich jetzt aber neuer Widerstand. Einzelne Stockwerkeigentümer des angrenzenden Schützenmattquartiers wehren sich. Weil ein Teil der geplanten Schutzbauten in ihre Parzellen hineinragen würde, braucht es den Segen aller Parzellenbesitzer.

Angst vor Lärm und Überflutung

«Wir sehen überhaupt nicht ein, warum man entlang der Überbauung mit 56 Wohnungen einen solchen Kanuparcours einrichten soll», meint Irène Müller, Stockwerkeigentümerin an der Schützenmatte 9. «Wir befürchten, dass sich durch die Verbauung im Aawasser bei starker Strömung, etwa nach einem Gewitter, ein Rückstau bilden könnte. Im schlimmsten Fall würde unser Quartier überflutet.» Sorgen machen ihr aber vor allem Wettkämpfe: «An solchen Tagen mit vielen Leuten wird es wohl vorbei sein mit der Ruhe.» Ihrer Meinung nach ist es für die Kanuten zumutbar, mit dem Auto an einen entfernteren Ort zu fahren wie bis anhin. «Andere Sportler müssen das schliesslich auch.» Viele Nachbarn seien ebenfalls ihrer Meinung.

Die Opposition kann sich Heinz Wyss nicht erklären. «Im Gespräch befürchteten die Anwohner Lärm oder einen Auflauf von Leuten an bestimmten Tagen. Doch die Bedenken sind unbegründet. Die Kanuten können die Strecke jederzeit benutzen und werden sich darum über die ganze Woche verteilen. Auch rechne ich nicht mit vielen Zuschauern.»

Er gebe die Hoffnung auf Realisierung nicht auf, die Chance solle man nutzen. «Es gibt in der Schweiz nirgends einen vergleichbaren Standort, wo man für so wenig Geld eine solch attraktive Anlage realisieren kann. Davon profitieren auch Kanu-Touristen im nahen Camping», ist er überzeugt.

Auch Philipp Hartmann, Leiter Abteilung Sport des Kantons Nidwalden, misst der geplanten Slalomstrecke eine hohe Bedeutung zu. «Mit dem Wildwasserslalom als weitere olympische Disziplin werden den Sportlern zusätzliche Perspektiven eröffnet. Daneben profitieren auch Tourismus und Wirtschaft vom neuen Angebot.» Der Kanton Nidwalden habe darum bereits eine namhafte finanzielle Unterstützung mündlich zugesichert.