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Bedrohte Siedlungen: Die Menschen von Makoko

Foto: Jesco Denzel/ laif

Bedrohte Armutsviertel Die Wasserslums von Lagos

In der nigerianischen Fischersiedlung Makoko leben rund 100.000 Menschen in Hütten, die auf Pfählen stehen. Nicht mehr lange, wenn es nach der Regierung geht. Fotograf Jesco Denzel zeigt eine bedrohte Welt.

Verkäufer bieten ihre Ware feil, Gläubige fahren zur Kirche und Nachbarn besuchen einander - das alles geht in Makoko am besten per Kanu. Denn der größte Slum von Lagos liegt auf dem Wasser. Seit Generationen leben Menschen in der Fischersiedlung, nun will die Stadtverwaltung sie loswerden. In seinem Fotoprojekt "Alles muss weg - Waterfronts in Gefahr " zeigt Fotograf Jesco Denzel  die gefährdeten Slums und ihre Einwohner, die um ihr Zuhause bangen.

Lagos ist die größte Stadt Nigerias, derzeit leben Schätzungen zufolge rund 18 Millionen Einwohner dort, über die Hälfte davon in Armenvierteln. Doch die Stadt wächst weiter, das Bauland ist viel wert, weil es an freien Flächen mangelt. Daher sollen informelle Siedlungen wie Makoko weichen.

"Die Stadt legitimiert das mit Fortschritt und Entwicklung. Die Gegend sei rückständig und hässlich und es wäre doch viel besser, wenn man da schöne Hotels, Clubs und Hochhäuser bauen würde", sagt Denzel. Der Slum würde nicht zum Image der Millionenmetropole passen, begründet die Stadt ihr Vorgehen. Denn von der kilometerlangen Third Mainland Bridge, einer vielbefahrenen Brücke zum Festland, sehen Besucher sofort das Wellblechhütten-Wirrwarr von Makoko - keine gute Werbung für die Stadt.

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Bedrohte Siedlungen: Die Menschen von Makoko

Foto: Jesco Denzel/ laif

Vor 200 Jahren siedelten sich Fischer in Makoko an. Heute leben hier schätzungsweise 100.000 Einwohner, die meisten sind hier geboren, so wie ihre Eltern und Großeltern. Auch wenn es an einem zuverlässigen Stromnetz, sauberem Wasser, Krankenhäusern und Bildung fehlt, wollen sie hierbleiben - es ist ihre Heimat. Doch ihre Rechte zählen laut Denzel wenig.

Otodo Gbame, eine andere Siedlung in der Lagune, die der Fotograf noch im Februar 2017 fotografierte, gibt es bereits nicht mehr. "Die Räumungen da sind illegal, aber das interessiert niemanden, sie finden trotzdem statt. Es gibt kurz ein wenig Aufregung und dann ist das auch wieder vergessen", sagt Denzel.

Makoko drohe dasselbe Schicksal, auch wenn man die Menschen derzeit noch in Ruhe lasse. Ein Räumungsversuch der Stadt konnte vereitelt werden, ein neuer sei aber nur eine Frage der Zeit, so Denzel. Sollten alle informellen Siedlungen am Rand der Lagune abgerissen werden, würden Hunderttausende ihre Heimat verlieren - Entschädigungszahlungen oder alternative Wohnmöglichkeiten dürften sie nicht erwarten.

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