Serie Wassersport: Die DLRG bietet viel mehr als Retten von...

Das Team der DLRG-Wasserrettung Schierstein mit Daniel Weber, Christian Lang und Niclas Springer war beim Kanu-Biathlon auf dem Rhein im Einsatz. Foto: wita/Paul Müller  Foto: wita/Paul Müller
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Die Rettungsstation der DLRG Schierstein liegt exponiert am Ende des Hafenwegs. Von der Fensterfront des Mehrzweckraums im ersten Stock hat man einen grandiosen Blick auf den...

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SCHIERSTEIN. Die Rettungsstation der DLRG Schierstein liegt exponiert am Ende des Hafenwegs. Von der Fensterfront des Mehrzweckraums im ersten Stock hat man einen grandiosen Blick auf den Rhein. Es ist windig. Deshalb ist viel los auf dem Wasser. Beim Gespräch für diesen Artikel treibt plötzlich eine Bootsspitze im Wasser. „Ein gekenterter Segler“, sagt Martin Otter, zweiter Vorsitzender des DLRG-Kreisverbands Wiesbaden und Geschäftsführer des Ortsverbands Wiesbaden, nach einem schnellen Blick. Der 55-Jährige greift zum Handy und informiert die Kollegen. Doch in diesem Moment hat der Segler schon mithilfe seines eigenen Gewichts das Boot wieder aufgerichtet.

Das Team der DLRG-Wasserrettung Schierstein mit Daniel Weber, Christian Lang und Niclas Springer war beim Kanu-Biathlon auf dem Rhein im Einsatz. Foto: wita/Paul Müller  Foto: wita/Paul Müller

Sie bringen Kindern das Schwimmen bei

Das Retten von verunglückten Wassersportlern ist eine von vielen Aufgaben der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft. Eine andere die Schwimmausbildung. „Mit etwa sechs Jahren können Kinder bei uns schwimmen lernen, weil sie dann in der Lage sind, Arme und Beine zu koordinieren“, sagt Michaela Nessel (31), Jugendwartin bei der DLRG Schierstein. In den Folgekursen werden die Jungen und Mädchen zu sicheren Schwimmern ausgebildet. Juniorretter können sie ab zehn Jahren werden, ab zwölf Jahren das Rettungsschwimmabzeichen ablegen.

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Tatsächlich bleiben viele Jugendliche, die bei der DLRG schwimmen gelernt haben, auch darüber hinaus im Verein. Zum Beispiel als Mitglied des Jugend-Einsatz-Teams. Die Zehn- bis 16-Jährigen sind sozusagen die Baywatcher von Schierstein. Sie üben sich in Erster Hilfe, Knotenkunde und im Funken. „Sie können bei Streifenfahrten auf dem Boot mitfahren oder bei Regatten unterstützen“, zählt Nessel auf. Ab 18 Jahre dürfen sie dann den Bootsführerschein ablegen, Strömungsretter werden, eine Tauchausbildung machen oder selbst Ausbilder für Schwimmer werden.

Was Sportlehrer beklagen, sehen auch die DLRGler: Vielen Kindern fehlt es an koordinativen Fähigkeiten. „Früher konnten sie nach zehn Stunden die Seepferdchenprüfung ablegen, heute brauchen sie dafür 15 Stunden oder müssen sogar mehrere Kurse besuchen.“ Die Schwimmkurse finden im Kleinfeldchen statt. „Wir hoffen auf den Ersatzbau des alten Eswe-Bads“, sagt Otter. „Denn wenn wir mehr Hallenkapazitäten hätten, könnten wir viel mehr Rettungsschwimmer ausbilden.“ Zu besonderen Gelegenheiten wird auch im Rhein geschwommen, etwa beim Nikolaus- oder beim Neujahrsschwimmen. Das ist normalerweise verboten, weil es viel zu gefährlich ist, klärt Otter auf: „Der Rhein ist eine Verkehrsstraße und kein Badegewässer.“ Sobald die Meldung „Person im Wasser“ bei der Leitstelle eingeht, läuft deshalb ein großer Rettungseinsatz an. Genauso wenn Leute glauben, sie müssten nachts aus Spaß von der Theodor-Heuss-Brücke springen. „Wir waren deshalb dieses Jahr sieben oder acht Mal mit dem Rettungsboot draußen“, berichtet Otter. Es waren allerdings fast alles Fehlalarme.

Die DLRG-Helfer rücken auch aus, wenn etwa ein Segler vom Mast am Kopf getroffen wird, wenn ein Allergiker auf der Rettbergsaue von einer Wespe gestochen wird, ein Boot an der Mariannenaue nicht anspringt oder ein Radfahrer auf der Dyckerhoffbrücke stürzt.

Vom 1. Mai bis zum 30. September sind die DLRG-Stationen in Schierstein, Biebrich und Kastel im Wechsel besetzt. In Schierstein haben sie ein großes und ein kleineres Motorrettungsboot sowie ein Hilfsfeuerlöschboot und zwei Jugendboote. An der wunderschön auf der Hafenspitze gelegenen Rettungsstation lassen sich aber auch ausgelassene Grillfeste feiern. „Die Gemeinschaft und der Spaß am Wasser“, nennt Michaela Nessel als Gründe, warum sie der DLRG treu bleibt. Bei Martin Otter ist es zudem die Freude am Helfen.