Die adidas Sickline Extremkajak Weltmeisterschaft ist
einzigartig, da sie Athleten aus den verschiedensten
Kajakdisziplinen zusammenbringt. Expeditionspaddler, Freestyler
und olympischen Slalom Kajaker messen sich einmal im Jahr auf
einer Weltklasse-Wildwasserstrecke. Zum zehnten Jubiläum gingen
nahezu alle früheren Weltmeister an den Start, bis auf Joe
Morley (2013/2014) und Sandra Hyslop (2016). Und jeder dieser
sechs vorherigen Weltmeister – Thilo Schmitt (2008), Alexander
Grimm (2009), Sam Sutton (2010-2012), Gerd Serrasolses (2015),
Aniol Serrasolses (2016) und Mariann Saether (2015) –
qualifizierte sich auch in diesem Jahr für den eigentlichen
Kampf um den WM-Titel auf dem 280-meter langen
Wellerbrücken-Rennkurs, auf dem nur die Top 52 Männer und Top 8
Damen zugelassen sind.
Favoritensterben auf unberechenbarem
Kurs
Selbst die besten Paddler der Welt, die immer wieder nach Oetz
zurückkehren, haben mit der Unberechenbarkeit der
Wellerbrücken-Stromschnellen zu kämpfen. In den K.O.-Runden der
Viertel- und Halbfinalläufe blieben einige prominente Athleten
auf der Strecke: Gerd Serrasolses (ESP), Thilo Schmitt (GER),
Fabian Dörfler (GER), Honza Lasko (CZE) und Vavrinec Hradilek
(CZE) schieden aus, während Jamie Sutton (NZL), Mathieu
Dumoulin (FRA) und Mikel Sarasola (ESP) gerade noch so mit
einem Lucky Loser Ticket (schnellste ausgeschiedene Zeit) ins
Finale der Top 16 Männer rutschten.
„Ich hatte einen ordentlichen Lauf und dachte, ich würde gut
durch den Champions Killer kommen, aber leider habe ich in
diesem brodelnden Pool unterhalb des Wasserfalls das
Gleichgewicht verloren und musste rollen, was mich einiges an
Zeit gekostet hat, deshalb bin ich für heute leider draußen“,
sagte Gerd Serrasolses nach seinem Viertelfinal-Heat.
Der olympische Silbermedaillengewinner Vavra Hradilek hatte
einen unfassbar schnellen Lauf im Viertelfinale – mit einer
Zeit von 0:54,41 stellte er sogar einen neuen Streckenrekord
auf. Allerdings hatte dieser nicht lange Bestand und wurde kurz
darauf in Halbfinale von Dane Jackson unterboten (0:53,80). Und
diesmal war Vavra 2,5 Sekunden langsamer als in seinem
vorherigen Heat.
„Der Lauf war anfangs gar nicht gut“, sagte er danach. „Also
habe ich versucht, mich auf die Linien und die Schlüsselstellen
zu konzentrieren: TNT und Champions Killer. Beide liefen nicht
wirklich gut, aber ich war trotzdem glücklich, mit Sven
(Lämmler) dort zu sein. Sven verdient das Finale wirklich. Ich
habe es nur um elf Hundertstel verpasst, aber das ist okay. Ich
war hier die ganze Woche schon kajaken, daher bin ich
zufrieden. Es ist so ein fantastischer Abschnitt, den wir hier
befahren dürfen und es ist ein wunderschöner Fluss. Hier kommen
viele tolle Leute her, die Stimmung ist fantastisch – in solch
einer Atmosphäre ist es egal ob man gewinnt oder verliert, man
kommt immer mit einem Lächeln raus. Vielleicht auch mit ein
wenig Frustration, aber die ist spätestens bei der Afterparty
wie weggeblasen.“
Im Halbfinale der Frauen musste Mariann Saether (NOR)
überraschenderweise im TNT Katarakt rollen, damit hatte sich
der Einzug ins Finale für die Weltmeisterin von 2015 erledigt,
denn sie verlor ihren Heat gegen Jennifer Chrimes (GBR).
„Wir sind Wildwasser-Kayaker und wir wissen, dass das mal
passieren kann“, sagte Mariann. „Du brauchst nur einen kleinen
Fehler zu machen, aber der kann schlimme Folgen haben. Ich habe
diesen kleinen Fehler an einer Stelle gemacht, an der ich
normalerweise nie Probleme habe, was mich 20-25 Sekunden
gekostet hat. Zumindest bin ich stolz darauf, dass ich nicht
schwimmen musste, ich wusste natürlich, dass das Rennen damit
für mich gelaufen war, also habe ich nur noch versucht, aus
dieser vertrackten Situation herauszukommen, in der ich war.
Meine Linien danach habe ich dafür super getroffen, darauf bin
ich auch etwas stolz. Aber natürlich ist es sehr enttäuschend,
wenn so etwas in einem Wettbewerb passiert.“
Nouria Newman holt sich endlich den
Titel
Das WM-Finale der besten fünf Frauen wurde als erstes
ausgetragen. Hier trafen die adidas Sickline
Silbermedaillengewinnerin von 2015, Jennifer Chrimes (GBR), und
die Silber- und Bronzemedaillengewinnerin von 2016, Nouria
Newman (FRA) und Martina Wegman (NED) aufeinander. Anne Hübner
(GER) und Marieke Vogt (AUT) schafften es ebenfalls in die Top
5. Mit einem neuen Streckenrekord im Halbfinale (1.00,57) hatte
Nouria den Maßstab bei den Damen gesetzt und war der haushohe
Publikumsfavorit.
Die 26-jährige Französin, eine der talentiertesten
Wildwasserpaddlerin der Welt, startete als letzte und begann
ihren Finallauf mit einer sehr hohen Schlagfrequenz, eine
Technik die sie als Slalomfahrerin perfekt beherrscht. Ihr
gelang eine saubere und flüssige Linie durch den TNT Katarakt
und den Minus One, nur am Champions Killer wurde sie ein wenig
nach rechts gedrückt und touchierte einen Felsen. Trotzdem
erreichte sie das Ziel in 1:01,75, der zweitbesten Zeit die
bisher bei den Frauen auf der Wellerbrücke gemessen wurde, und
war damit, 2.99 Sekunden schneller als Martina Wegman auf Rang
2 und 7.66 Sekunden schneller als Jenny Chrimes, die sich nach
langer Verletzungspause Bronze sicherte.
„Es fühlt sich großartig an, Weltmeisterin zu sein!“ sagte
Nouria. „Im letzten Jahr war es sehr frustrierend, gute Läufe
im Viertel- und Halbfinale gehabt zu haben, um dann meinen
Finallauf zu vermasseln. Dass mir heute alles gelungen ist,
macht mich sehr glücklich. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr
wieder mit guten und sauberen Linien überzeugen kann und
natürlich werde ich versuchen noch schneller zu sein. Es ist
ein großartiges Rennen. Jeder ist schnell - es also geschafft
zu haben, einen guten Lauf im Finale abzuliefern und hier zu
gewinnen ist ein tolles Gefühl. Ich bin sehr glücklich - es war
hart.“
Martina Wegman, die zum ersten Mal Silber bei der adidas
Sickline gewann, offenbarte später, dass sie nicht erwartet
hatte, dieses Jahr so gut abzuschneiden.
„Ich bin super glücklich mit dem zweiten Platz“, sagte sie.
„Ich war dieses Jahr etwas ängstlicher als in den vergangenen
Jahren. Ich hatte eine großartige Slalom-Saison, aber saß nicht
oft in einem Plastikboot, weshalb ich am Start etwas nervös
war. Ich bin total begeistert, als Zweitplatzierte ins Ziel
gekommen zu sein. Ich denke, dass Nouria Newman es wirklich
verdient hat, die adidas Sickline WM zu gewinnen.“
Auch die drittplatzierte Jenny Chrimes konnte kaum glauben,
was sie gerade geschafft hatte. „Ich bin begeistert!“, sagte
sie. „Ich habe nicht einmal daran geglaubt, es überhaupt durch
die Qualifikation zu schaffen. Ich konnte den ganzen Sommer
über nicht Paddeln gehen, da ich verletzt war. Jetzt tut mir
alles weh. Es ins Finale zu schaffen, wäre schon ein großer
Triumph für mich gewesen - es aufs Podium zu schaffen erschien
mir unmöglich.“
Sam Sutton gelingt die Revanche
Im Anschluss an die Damen, reihten sich die 16 besten Herren
aus 10 verschiedenen Nationen zum Finale auf. Nach einigen
großartigen Läufen - alle Zeiten im Finale waren unter einer
Minute - war es der 31-jährige Alexander Grimm
(GER), der sich mit einer Zeit von 0:55,39 den dritten
Platz vor Dane Jackson (0:55,85) sicherte. Der Olympiasieger
von 2008 meisterte alle Schlüsselstellen ohne sichtbare
Fahrfehler.
Alex konnte einen guten Schub aus dem Champions Killer in
Richtung Ziel mitnehmen, weil er auch im Finallauf geduldig
genug war, um den entscheidenden Boof-Schlag spät zu setzen.
Damit sicherte er sich seine zweite Medaille bei der adidas
Sickline WM.
„Ich bin total glücklich endlich wieder auf dem Podium zu
stehen nach 2009“, sagte Alex Grimm. „Es war wieder ein hartes
Rennen. Diese Jungs sind so stark da runtergefahren und es war
ein spannendes Finale. Ich bin auch ganz gut runtergekommen.
Ich habe mich von Fahrt zu Fahrt verbessern können. Besser
hätte es gar nicht nicht laufen können.“
Der letztjährige adidas Sickline Champion Aniol Serrasolses
(ESP) hatte einen etwas enttäuschenden Lauf im Halbfinale, doch
im Finale konnte der 26-jährike Katalane sich wieder von seiner
besten Seite zeigen. Er flog durch den TNT Katarakt und den
Champions Killer Minus 1. Aniol bewies einmal mehr, warum er
einer der meist respektierten Athleten der Kajakszene ist. In
seinem letzten lauf hielt er sich fast konstant auf der
Ideallinie, den Champions Killer nahm er mit Leichtigkeit und
sprintete mit kräftigen Paddelschlägen in Richtung Ziel, das er
in einer Zeit von 0:55,17 erreichte. Am Ende war diese jedoch
nicht schnell genug, um den Titel zu verteidigen, aber es
reichte für Platz 2.
Kiwi Sam Sutton, der 2016 von Aniol mit nur einer hundertstel
Sekunde Vorsprung geschlagen wurde, war heiß auf die Revanche.
Nachdem er die zweitschnellste Zeit im Viertelfinale und die
drittschnellste Zeit im Halbfinale gefahren war, hatte er
gehofft in der letzten Runde seine Sickline zu finden. Und das
gelang ihm auch.
„In meinem finalen Lauf hatte ich vom Start weg ein gutes
Gefühl“, sagte der 29-jährige. „Es hat sich angefühlt wie; geh
da raus und genieß’ es, du weißt nie, ob es deine letzte adidas
Sickline ist Sam, also war ich ziemlich euphorisch da raus zu
gehen und Gas zu geben. Ich habe am Start ein paar kleine
Fehler gemacht, und dachte nur Oh Nein! aber dann habe ich mich
wieder konzentrieren können. Zwischendurch habe ein bisschen
die Kontrolle verloren aber versucht das Boot weiter laufen zu
lassen und dann war ich halbwegs glücklich mit meiner Zeit.“
Sam hatte zwar gehofft, eine Sekunde schneller zu sein, aber
die Zeit von 0:54,89, bei der die Uhr stehen blieb, war schnell
genug um den Titel am heutigen Tag zu gewinnen, da weder Hannes
Aigner (GER), noch Dane Jackson (USA), die nach ihm fuhren,
schnellere Läufe hatten.
„Es fühlt sich so unwirklich an. Ich meine, es ist etwas, das
ich schon lange wollte – die adidas Sickline WM noch einmal zu
gewinnen. Es sind ein paar Jahre vergangen seit meinem letzten
Sieg. Ich war ziemlich heiß darauf, hier her zu kommen, denn
ich werde älter und es wird immer härter und härter, weil ich
kaum noch Zeit habe, zu trainieren. Allerdings tut es mir sehr
leid für Dane, weil er heute der schnellste war. Er konnte das
Rennen nur verlieren und ich habe das für mich ausgenutzt und
gewonnen. Und es tut gut, den Platz mit Aniol zu tauschen.
Letztes Jahr hat er mich um Haaresbreite geschlagen und er ist
ein unglaublicher Paddler. Tja und Alex war vom Start weg unter
Strom. Diese deutschen Muskeln arbeiteten wir eine Maschine und
brachten ihn so schnell nach unten – das war sehr, sehr
beeindruckend.“
Mit vier Extremkajak-WM-Titeln wird der Mann aus Rotorua,
Neuseeland für immer in die Geschichtsbücher eingehen. Diese
Leistung wird auch nicht so schnell wiederholt werden können,
weil sich die besten Kajaker der Welt einig sind, dass es kein
Rennen auf der Welt gibt, das so schwer zu gewinnen ist, wie
die adidas Sickline Extreme Kayak World Championship – es sei
denn man heißt Sam Sutton...
Die komplette Ergebnisliste finden Sie unter http://www.adidas-sickline.com/race-info/ergebnisse/
Mehr Informationen unter www.adidas-sickline.com