Gestartet war sie am 25.3.17 in Seattle (USA). Ihre Route
verlief überwiegend seeseitig entlang der Küste von Kanada und
Alaska. Der Zielort ihrer ersten Etappe war beim Start noch
nicht bekannt und hing letztlich von den anzutreffenden
Gewässerbedingungen ab. Die Wetterlage erlaubte es ihr
schließlich, bis zur Kodiak Island zu paddeln und nach einem
für Freya typischen Endspurt am 30.07.17 im Ort Kodiak nach
insgesamt 128 Fahrtentage und 90 Paddeltag anzulanden.
Kartenskizze: Rund Nordamerika
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An ihrem letzten Tag gab Freya nochmals alles. Um 4.20 Uhr
ging es aufs Wasser und um 20.10 Uhr abends betrat sie
endgültig Land. Dazwischen lagen nicht nur 15:50 Std. paddeln,
sondern auch 77 km. Gratulation „my elderly lady“ (53). Das
schafft nicht jeder mit Ü 50 und sicherlich auch keiner mit U
50!?
Ja, was Freya da leistet ist schier unvorstellbar und
eigentlich nicht nachahmenswert. Wer ist schon bereit, sein
Leben fast ausschließlich dem „Küstenkanuwandern“ zu „opfern“.
Praktisch durchpaddelt Freya im 2 bis 3-Wochen-Takt ein Revier
nach dem anderen. Von jedem einzelnen dieser Reviere träumt
zumindest jeder leidenschaftliche Küstenkanuwanderer. Ein
Fahrtenbericht über ein jedes dieser Reviere würde von jeder
Kanu-Zeitschrift sofort abgedruckt werden.
Was nun?
Im Juni 2018 wird Freya wieder nach Kodiak zurückkehren, um
ihre Umrundung des nördlichen Teils von Nordamerika
fortzusetzen. Dieses Jahr wurde sie hintereinander von vier
Kanutinnen bzw. Kanuten für 1 bis 2 Wochen begleitet. Damit
wollte sie zur Völkerverständigung mit beitragen, auch wenn sie
das nicht nötig hat; denn dass Freya nur ihr „Ding“ dreht und
alles, was um ihr herum passiert, ignoriert, kann ihr keiner
vorwerfen. Wie sonst ist es zu verstehen, dass es Freya
gelingt, spätestens nach 2 Woche eine Familie zu finden, die
ihr für 2 bis 3 Tage ein Dach über ihren Kopf anbieten, um sich
zu regenerieren und auf die nächste Zwischenetappe
vorzubereiten!?
Freya hat an ihren Begleiterinnen und Begleitern Gefallen
gefunden und ruft jetzt schon dazu auf, sich bei ihr zu melden,
falls Interesse dazu besteht, mit ihr durch dick & dünn zu
paddeln. Mich selbst hat sie auch schon – natürlich nicht ganz
ernsthaft – gefragt „Na, Udo, wie wär’s? Später kommen noch
Passagen mit weniger Seegang … aber dann bist Du schon 80!“ –
„.. und Du schon 60!“, war meine Antwort.
Freya, die eingefleischte „Solo-Paddlerin“, ja sie ist zur
„Klein-Gruppen-Paddlerin“ mutiert. Nun, an den beiden
Lebensweisheiten: „Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte
Freude ist doppelt Freude!“ ist schon etwas dran. Jeden Tag
Nudeln mit Tomatensoße zu essen, fällt einem sicherlich
leichter, wenn man sich das Essen mit einem zweiten teilt. Und
jeden Tag Seeottern, Seelöwen, Seeadler, Braunbären, Walfische
und „Kaventsmänner“ zu erleben, ist sicherlich auch
bereichernder, wenn man diese Erlebnisse mit jemanden teilen
kann.
Wie geht es nun weiter mit ihr? Ganz so klar hat sie sich dazu
noch nicht geäußert. Entweder paddelt sie noch ein, zwei Monate
entlang ihrer „Subtropic“-Passage (mit Start von Seattle aus)
oder sie fliegt gleich zurück nach Deutschland, um dann im
Neuen Jahr mit neuen Kräfte sich vier Monate der Südrunde zu
widmen, bevor sie dann im Juni 2018 wieder die Nordrunde in
Angriff nimmt.
Expeditionsprognose!
Nun, die Südrunde wird Freya schon meistern. Dass sie Hitze
aushalten kann, hat sie bei ihrer Umrundung von Südamerika
bewiesen. Was jedoch die Nordrunde betrifft, bin ich mir nicht
so sicher, ob sie das wirklich aushält. Hat sie doch jetzt
schon an kalten Füßen und Händen gelitten … und dazu kommt noch
die Lösung des Versorgungsproblems und die Überwindung von
Packeispassagen. Aber Freya wäre nicht Freya, wenn es ihr nicht
gelänge, ein paar Männern zu überreden, ihr per Flugzeug die
nötige Verpflegung nachzuschicken … und das Packeisproblem ist
auch nicht unlösbar. Sie muss nur ein paar Inuits finden, die
bereit sind, ihre Hunde vor Freyas Seekajak zu spannen!?
Text: Udo Beier