Zwei Podest-Platzierungen und vier Finalteilnahmen sind die
Ausbeute des ersten Parakanu-Weltcups 2017. Bei immer
schwieriger werdenden Windbedingungen kämpften die Parakanuten
in den letzten drei Tagen um die Weltcup-Medaillen.
Die Goldmedaille errang bereits am ersten Tag Edina Müller vom
Hamburger KC in der Startklasse Kl 1. Die Rollstuhlfahrerin mit
ungarischen Wurzeln konnte erstmals vor den ungarischen
Mitgliedern ihrer Familie einen Weltcup bestreiten. „Es ist ein
besonderes Erlebnis, dass meine Oma mich hier sehen konnte.“
Meinte eine sichtlich gerührte Edina Müller nach dem Rennen,
und stand trotzdem den Reportern geduldig Antwort.
Ivo Kilian, Hallescher KC 54, fügte am dritten Tag noch eine
Silbermedaille dazu. Diese gewann er in seiner
Lieblingsdisziplin Va´a. „Der Wind war auf der Strecke nicht so
das Problem, eher beim Wenden des 7 Meter langen Boots. Und das
ich nur 50 Minuten vorher den Endlauf im Kajak hatte.“ Dort
erreichte der 40-jährige einen starken sechsten Platz.
In der Startklasse Kl 2 erreichte Anke Molkenthin vom
Schleißheimer PC einen hervorragenden vierten Platz. Vor allem
in der zweiten Rennhälfte konnte sie noch Meter und Plätze
gutmachen. Sie sagte nach dem Rennen, durchaus zufrieden: „ Die
Trainingsumstellung beginnt bereits zu fruchten. Nun werde ich
verstärkt an meinem Start arbeiten.“
Tom Kierey musste sich erstmals bei einem Parakanu-Rennen mit
einer Platzierung neben dem Podest zufrieden geben. Der Start
in die nach-paralympische Saison verlief eher holprig, da
Kierey in den letzten Monaten sich verstärkt um seine
berufliche Zukunft kümmern musste. In der schnellsten und
stärksten Startklasse macht der Trainingsrückstand dann gleich
den Unterschied zwischen einem Podiumsplatz und Platz 5. Der
Silbermedaillengewinner von Rio vom Berliner KC Borussia setzt
nun auf die Weltmeisterschaften in Racice im August. „ Der
Fokus liegt nun voll auf der WM.“ Sagte er gleich nach dem
Rennen kämpferisch.
Die Newcomerin im deutschen Parakanu-Team, Anja Adler vom
Halleschen KC, erlebte ihre Feuertaufe für ihr erstes
internationales Rennen bei denkbar ungünstigen Verhältnissen.
Doch sie behielt die Ruhe am Start, und fand sich am Ende im
Finale der Kl 3 auf einem guten sechsten Platz wieder.
Kurzfristig verunsichert durch die Umklassifizierung von der Kl
2 in die Kl 3 konnte sie die vielen neuen Eindrücke beim
Weltcup gut verarbeiten, und auf ihre hervorragende
Paddeltechnik setzen. Ihre ersten Sätze hier in Szeged zu den
Eindrücken waren: „ Ich bin total geflasht. Zusammen mit den
Paddlern, die ich im letzten Jahr noch bei den Olympischen und
Paralympischen Spielen im Fernsehen bewundert habe, hier einen
Wettkampf zu bestreiten – das muss ich erst mal sacken
lassen.“
„Die Rio-Teilnehmer mussten sich nach dem anstrengenden Jahr
2016 eine Pause gönnen, auch Krankheiten auskurieren. Man merkt
die längere Pause, für sie geht die Saison nun erst richtig
los.“ Stellte Arne Bandholz, Cheftrainer der Parakanuten, fest.
Weiter sagte er:“ Es war eine Bestandsaufnahme, und ich blicke
positiv auf den weiteren Verlauf der Saison. Anja hat ihr
erstes internationales Rennen gut gemeistert. Anke hat einen
sehr guten Platz erreicht, und ich denke, es erfolgt noch eine
Steigerung. Ivo gehört im Va´a zur europäischen Spitze, und Tom
wird nach dem 5. Platz hart an sich arbeiten. Ich denke, bei
der EM ist wieder eine Medaille für ihn drin.“
Christel Schlisio