Kostheimer Kanu-Klub lässt Schlamm aus dem Floßhafen...

Im Kostheimer Floßhafen räumt ein auf einem Ponton positionierter Bagger den Schlamm beiseite.Foto: hbz/Jörg Henkel  Foto: hbz/Jörg Henkel
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Erst lief der Schlamm „wie Pudding“ durch die Zinken, dann ging die Baggerschaufel kaputt. Jetzt ist im Floßhafen wieder alles im Lot. Der Kostheimer Kanu-Klub und zwei...

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KOSTHEIM. Erst lief der Schlamm „wie Pudding“ durch die Zinken, dann ging die Baggerschaufel kaputt. Jetzt ist im Floßhafen wieder alles im Lot. Der Kostheimer Kanu-Klub und zwei weitere Wassersportvereine haben ihre Fahrrinne wieder in dem Gewässer, das vor zwei Jahren trockengefallen war. Monatelang sei kein Motorboot mehr vom Liegeplatz gekommen, sagte der Vorsitzende Oliver Markus.

In dieser Saison ist das Risiko kleiner. Wie mit dem Lineal zog der Bagger eine Spur durch den Floßhafen und beförderte tonnenweise Schlamm auf die Nordseite des Gewässers. Vier Wochen lang dauerten die Arbeiten, jetzt ragt eine Schlammbank aus dem Floßhafen hervor, schwarz mit blubbernden Blasen. Am Donnerstag führte der Kanu-Klub vor, was nach Vermittlung von Oberbürgermeister und Sportdezernent Sven Gerich (SPD) in dem Mainarm alles möglich geworden sei.

Für den Kanu-Klub und die anderen Vereine ist die Erreichbarkeit des Rheins eine existenzielle Frage. Wirtschaftlich lebt der Sportbetrieb von der Motorbootabteilung. 45 Boote lägen am Steiger vertäut, das größte brauche mindestens 1,10 Meter Wasser unter dem Kiel. Vor dem Ausbaggern seien es gerade noch 40 Zentimeter gewesen, jetzt sei die Fahrrinne durchgängig 1,30 Meter tief. Hätte der Verein mit den Arbeiten bis zum Herbst warten müssen, wären ihm in der Saison bestimmt einige Mitglieder davongelaufen, sagte der Vorsitzende.

Das Problematische an dem Schlamm ist, dass er die Fahrrinne verstopft und dass er kontaminiert ist. Mit giftigen Organo-Zink-Verbindungen, die früher mit der Farbe auf Schiffe aufgetragen wurden, damit sich an den Rümpfen kein Leben entwickeln konnte. Ein Biozid: Für diese Art von Schlamm gebe es keine Deponie im Bundesgebiet, ihn im Gewässer zu lassen, sei die einzige wirtschaftlich vertretbare Lösung für einen Verein, hieß es bei einem Ortstermin mit Stadtrat Rainer Schuster (SPD). Zehn Sondierungsbohrungen waren eingebracht worden, die Belastung sei mäßig.

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„Vielleicht hält es wieder acht Jahre“

Mit dem Phänomen des Verlandens des Floßhafens, der vom Main abgekoppelt ist und keine Strömung besitzt, hat der Kanu-Klub regelmäßig zu kämpfen. „Vielleicht hält es wieder acht Jahre“, sagte Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel (SPD) bei dem Ortstermin. Vor genau der gleichen Zeit hatte der Verein zusammen mit anderen und der Wasserschutzpolizei die Fahrrinne schon einmal ausbaggern lassen. Nicht auf ganzer Länge, sondern nur punktuell und nicht so exakt. Diesmal war es weniger schwierig, Zuschüsse für das rund 84 000 Euro teure Projekt aufzutreiben als die Genehmigungen nach Wasser- und Umweltrecht zu erhalten. Allein die Gutachten kosteten 11 000 Euro. Bei jedem Ausbaggern müssten die gleichen Bewertungen erstellt werden, die immer zum gleichen Ergebnis führten. Das müsste man sich sparen können, hieß es.

Als der Verein beim Regierungspräsidium vorstellig geworden sei, habe ihn fast der Schlag getroffen. Schließlich sei das Verfahren in der Unteren Wasserbehörde im Rathaus gelandet. Wegen der Brutzeit habe das Umweltamt dann doch eine Lösung gefunden, um schon im Frühjahr und nicht erst im Herbst anfangen zu können. Beim Ortstermin zog schon eine Familie von Kanadagänsen ihre Bahnen auf dem Floßhafen.

Eine Korrektur habe das Umweltamt für die Arbeiten verlangt: Dort keinen Schlamm zu lagern, wo der trockengelaufene Teil des Floßhafens nach etwa 300 Metern von der Mündung beginnt. Für den Trainingsbetrieb von Wassersportlern wäre das ein Hindernis gewesen. Das könne der Kostheimer Kanu-Klub mit seiner aufstrebenden Ruderabteilung nicht gebrauchen. Der Floßhafen gilt als sensibles Terrain. Das Architekturbüro, das die Pläne für ein Wohnviertel auf dem Gelände des Linde-Kältetechnikwerks entwerfe, sei wegen der Baggerarbeiten schon nervös geworden, weil es die Auswirkungen auf das Bauprojekt nicht habe abschätzen können. Der Bauträger habe dem Verein deutlich gemacht, dass er mit dem Floßhafen nichts zu tun haben wolle.