Phiesewarden/Lumut - Mit einer 180-Grad-Wende kann man meine vergangenen zwei Monate recht gut beschreiben. Ich habe mühsam mein Projekt gewechselt und quasi wieder bei Null angefangen. Eine neue Umgebung, neue Aufgaben, eine neue Wohnsituation und auch gewissermaßen eine neue Kultur. Da es zu einigen persönlichen Problemen und vielen Auseinandersetzungen in meinem ehemaligen Projekt und Dorf kam, habe ich über Wochen versucht, meine Situation zu verbessern und zu ändern.

Leider hat es recht lange gedauert, bis mein Projektwechsel genehmigt wurde. Diese Zeit war für mich nicht einfach. Ohne jegliche Bezugsperson, ohne richtiges Internet, um mit Freunden oder der Familie reden zu können, und ohne Unterstützung meiner Organisation kam ich mir sehr hilflos und verloren vor. Zugegebenermaßen habe ich über einen Abbruch des Freiwilligen Sozialen Jahres nachgedacht, bin jetzt aber froh, dass ich mich dagegen entschieden habe. Durchhaltevermögen war gefragt, und ich würde sagen: Meine Geduld hat sich gelohnt.

Seit Mitte November arbeite ich nun im „Outward Bound Lumut Malaysia“ als Kursassistentin und helfe, wo ich kann. Das Outward Bound gibt es in nahezu jedem Land, auch in Deutschland. Es vermittelt durch verschiedene Außensportaktivitäten die Werte der Erlebnispädagogik. Generell ist das Ziel, den Teilnehmern ein Natur- und gesellschaftliches Bewusstsein zu vermitteln. Die Aufgaben fordern Teamgeist und Durchhaltevermögen.

Ich selbst musste als Training einen der Kurse mit den höchsten Anforderungen durchlaufen und bin definitiv oft an meine Grenzen gekommen. Da ich hier nicht im Nordenhamer Stadtwald bin, sondern teilweise mitten im Dschungel, ist es nicht unwahrscheinlich, Schlangen, Affen oder anderen Tieren zu begegnen, die man in Deutschland nicht findet.

Jegliche elektronische Geräte, ja auch das geliebte Handy, müssen abgegeben werden, was meist das größte Problem für die jüngere Generation ist. Mein Alltag besteht darin, an unserem privaten Strand alle Teilnehmer zusammenzutrommeln und dann den ganzen Tag in der wunderschönen Natur hier zu verbringen. Wir haben viele Orte, an denen verschiedenste Arten des Kletterns praktiziert werden können, machen Expeditionen mit dem Kajak oder Whaler (großes Ruderboot) oder gehen stundenlang durch den Dschungel. Ich kann leider sehr schwer beschreiben, wie genau es hier aussieht, aber traumhaft beschreibt die weißen Sandstrände und das blaue Meer schon recht gut.

Leider ist für mich immer noch die Sprache ein großes Problem. Ich verstehe einige Konversationen schon recht gut, aber die meiste Zeit fühlt man sich doch sehr ausgeschlossen. Ständig wird in meiner Anwesenheit über mich geredet, was mir oftmals unangenehm ist, aber es spornt mich umso mehr an, die Sprache zu lernen.

Anfang Januar hatten wir eine Art Betriebsausflug. Wir waren für fünf Tage mit dem Kajak und zu Fuß unterwegs. Anfangs wollte ich Ausreden finden, um mir das nicht anzutun, da ich wusste, wie anstrengend es sein wird. Doch letztendlich bin ich sehr froh, dass ich doch teilgenommen habe. Zugegebenermaßen bin ich sogar echt stolz auf mich, dass ich durchgehalten habe. Und obwohl ich noch nie einen solchen Muskelkater hatte, war es eine unvergessliche Zeit. Über 160 Kilometer mit dem Kajak haben wir zurückgelegt in nur drei Tagen. Das Team hier ist eher eine Familie als ein Kollegium. Abends saßen wir alle gemeinsam am Lagerfeuer. Und tagsüber haben wir uns gegenseitig motiviert.

Generell ist der Umgang miteinander eher locker. Ich bin froh, so freundlich aufgenommen worden zu sein. Was man jedoch auch hier scheinbar nicht vermeiden kann, ist die indirekte Kommunikation. Probleme direkt anzusprechen, ist schwierig. Und wenn man Kritik äußert, sollte man mehr als vorsichtig sein, um ja niemandem zu nahe zu treten. Aber nach einer gewissen Zeit gewöhnt man sich daran, und das Miteinander funktioniert trotzdem gut.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass ich nicht glauben kann, dass bereits mehr als die Hälfte meiner Zeit hier in Malaysia um ist und mein Jahr jetzt erst richtig anfängt. Meine Reiseziele stehen mittlerweile fest, und ich kann es kaum abwarten, weitere Teile Malaysias und Asiens kennen zulernen.