Nach Australien im Jahr 2009 bei der Hoffmeister in 245 Paddeltagen 13.709 km gepaddelt war und Südamerika, das sie in den Jahren 2011-2015 in 605 Paddeltagen mit insgesamt 27.000 km umrundete, wird das der dritte Kontinent sein, den sie mit einem Seekajak umpaddeln möchte.
Für die ca. 54.000 km umfassende Strecke setzt die
52-jährige „Long-Distance-Sea-Kayakerin“ ca. 8 – 10 Jahre an;
denn wie bei der Südamerikaumrundung plant Freya, diesen
nördlichen Kontinent in mehreren Etappen von je 3 – 5 Monaten
Länge zu umrunden. Die restlich Zeit eines Jahres verbringt sie
dann zu Hause in Husum, um dort ihre psychischen, physischen
und finanziellen „Kräfte“ so weit zu regenerieren, dass ihre
Motivation am „Lodern“ bleibt. Drücken wir ihr beide Daumen,
dass sie durchhält. Mit der Trainingsfahrt rund um Irland im
letzten Jahr (2016: 1.530 km in 33 Paddeltagen) hat sie
nochmals ihre körperliche Fitness getestet … und mit ihrem
Slogan:
„Never Stop Starting. Never Start Stopping“
hat sie sich ein Ziel vorgegeben, welches im Rahmen ihres
„Autogenen Trainings“ für mentale Fitness sorgen soll.
Freya plant voraussichtlich im März diesen Jahres von Seattle
(Pazifikküste/USA) aus zu starten. Sie wird dabei auf das vom
schwedischen Kajak-Hersteller POINT 65°N entwickelte und in
Zukunft von LETTMANN (?) produzierte Seekajak:
„Freya 18“ (560x58 cm; ca. 400 Liter Volumen)
zurückgreifen, das sie schon bei ihrer Südamerikaumrundung
paddelte. Das Ziel ihrer Umrundung wird New York sein, welches
Freya auf die folgende Art & Weise erreichen möchte, und
zwar über die folgenden beiden Routen:
• „Arktik-Route“: Gestartet wird von Seattle
aus im Uhrzeigersinn. Das erste Etappenziel wird wohl Anchorage
(Alaska) sein. Gepaddelt wird in den Sommermonaten. Wenn
Eisgang ein Weiterpaddeln nicht mehr zulässt, wird die
Umrundung abgebrochen und im nächsten Jahr fortgesetzt.
Übrigens, die Hudsonbay wird auf dem kürzesten Weg
gequert.
=> https://www.google.com/maps/@63.7382305,-112.1702126,3582028m/data=!3m1!1e3
• „Subtropik-Route“: Diese Route beginnt
ebenfalls in Seattle. Gepaddelt wird jedoch entgegen dem
Uhrzeigersinn und eher in den Wintermonaten. Die Passage
entlang des Panama-Kanals wird ähnlich verlaufen wie bei der
Südamerikaumrundung. Anschließend wird der Golf von Mexico
ausgepaddelt (ca. 4.300 km), sofern Freya nicht doch noch auf
die Idee kommt, die ca. 850 km lange Querungsroute von der
Halbinsel Yucatan (Mexiko) nach Kuba (ca. 200 km) und später
von Kuba nach Florida (ca. 160 km) zu wählen.
=> https://www.google.com/maps/@22.6055675,-82.1839961,3579901m/data=!3m1!1e3
Bei beiden Routen wird am jeweiligen Etappenende das Seekajak
zwischengelagert, woraus gefolgert werden kann, dass Freya
mindestens mit zwei Seekajaks unterwegs sein wird.
Das, was Freya nun vorhat, wird zumindest ein „großer“ Schritt
für sie sein. Sie wird wieder viel Glück brauchen, aber so klug
sein, bei dieser Umrundung nicht allein auf ihr Glück zu
setzen. Das richtige Timing wird tourentscheidend sein. In der
Polarregion Kanadas wird sie sich wohl nur wenige Monate im
Sommer aufhalten können, und das auch nur dann, wenn wir in den
nächsten 10 Jahren kein kleine Eiszeit erleben werden. Und in
den Subtropen Mittelamerikas (inkl. Karibik) sollte sie sich
nicht in jenen Monaten aufhalten, wenn ein Hurrikan nach dem
anderen Wellenberge auftürmt, die schon dem ersten
Atlantiküberquerer, nämlich dem Faltbootfahrer und
Hochseekapitän Franz Romer, auf der Weiterfahrt nach Kuba zum
Verhängnis wurde. Nicht zu vergessen ist die Gefahr, die von
Bären jeglicher Fellfarbe, aber auch von Walrössern, egal wie
lang ihre Stoßzähne sind, ausgehen kann.
Wie bei allen Kontinentalumrundungen wird Freya auch jetzt
wieder – mit wenigen Ausnahmen – solo unterwegs sein. Ich würde
mich jedoch nicht wundern, wenn ihr Partner, der dänische
Seakayaker Peter Unold (der schon einmal für mehrere Monate
entlang der Pazifik-Küste Südamerikas an Freyas Seite paddelte)
sie zumindest während der ca. 4.000 km langen Nord-West-Passage
begleitete; denn er selber hatte schon einmal versucht, diese
Passage zu paddeln. Wegen Finanzierungsproblemen kam er jedoch
über die Planungsphase nicht hinaus.
Vielleicht aber wird Freya der Titel „Botschafterin des
Kanusports“, den der DKV ihr nach ihrer Südamerikaumrundung
verliehen hat, so richtig bewusst und bietet sehr erfahrenen
Küstenkanuwanderinnen und –wanderern - egal welcher
Nationalität - an, sie auf Teiletappen zu begleiten.
Wahrscheinlich wird sie dann nicht mehr so schnell vorankommen,
wie wenn sie solo paddelt, dafür leistet sie aber ihren Beitrag
zur Völkerverbindung.
Text: Udo Beier
Weitere Informationen über Freya Hoffmeister:
- J.Glickmann: „Hai Heels - Freya Hoffmeister: Eine Frau paddelt rund Australien (2012)
- F.Hoffmeister/K.Vogt: „Kap Hoorn wird dir nicht geschenkt! Allein im Kajak um die Welt“ (2016)