09.01.2017 | Kanu (Allg.)

Freya Hoffmeister: Rund Nord-Amerika

Jetzt ist es auch amtlich“: Freya Hoffmeister will Nordamerika (inkl. Mittelamerika) umrunden.

Nach Australien im Jahr 2009 bei der Hoffmeister in 245 Paddeltagen 13.709 km gepaddelt war und Südamerika, das sie in den Jahren 2011-2015 in 605 Paddeltagen mit insgesamt 27.000 km umrundete, wird das der dritte Kontinent sein, den sie mit einem Seekajak umpaddeln möchte.

Für die ca. 54.000 km umfassende Strecke setzt die 52-jährige „Long-Distance-Sea-Kayakerin“ ca. 8 – 10 Jahre an; denn wie bei der Südamerikaumrundung plant Freya, diesen nördlichen Kontinent in mehreren Etappen von je 3 – 5 Monaten Länge zu umrunden. Die restlich Zeit eines Jahres verbringt sie dann zu Hause in Husum, um dort ihre psychischen, physischen und finanziellen „Kräfte“ so weit zu regenerieren, dass ihre Motivation am „Lodern“ bleibt. Drücken wir ihr beide Daumen, dass sie durchhält. Mit der Trainingsfahrt rund um Irland im letzten Jahr (2016: 1.530 km in 33 Paddeltagen) hat sie nochmals ihre körperliche Fitness getestet … und mit ihrem Slogan:

„Never Stop Starting. Never Start Stopping“

hat sie sich ein Ziel vorgegeben, welches im Rahmen ihres „Autogenen Trainings“ für mentale Fitness sorgen soll.

Freya plant voraussichtlich im März diesen Jahres von Seattle (Pazifikküste/USA) aus zu starten. Sie wird dabei auf das vom schwedischen Kajak-Hersteller POINT 65°N entwickelte und in Zukunft von LETTMANN (?) produzierte Seekajak:

„Freya 18“ (560x58 cm; ca. 400 Liter Volumen)

zurückgreifen, das sie schon bei ihrer Südamerikaumrundung paddelte. Das Ziel ihrer Umrundung wird New York sein, welches Freya auf die folgende Art & Weise erreichen möchte, und zwar über die folgenden beiden Routen:

•    „Arktik-Route“: Gestartet wird von Seattle aus im Uhrzeigersinn. Das erste Etappenziel wird wohl Anchorage (Alaska) sein. Gepaddelt wird in den Sommermonaten. Wenn Eisgang ein Weiterpaddeln nicht mehr zulässt, wird die Umrundung abgebrochen und im nächsten Jahr fortgesetzt. Übrigens, die Hudsonbay wird auf dem kürzesten Weg gequert.
=> https://www.google.com/maps/@63.7382305,-112.1702126,3582028m/data=!3m1!1e3

•    „Subtropik-Route“: Diese Route beginnt ebenfalls in Seattle. Gepaddelt wird jedoch entgegen dem Uhrzeigersinn und eher in den Wintermonaten. Die Passage entlang des Panama-Kanals wird ähnlich verlaufen wie bei der Südamerikaumrundung. Anschließend wird der Golf von Mexico ausgepaddelt (ca. 4.300 km), sofern Freya nicht doch noch auf die Idee kommt, die ca. 850 km lange Querungsroute von der Halbinsel Yucatan (Mexiko) nach Kuba (ca. 200 km) und später von Kuba nach Florida (ca. 160 km) zu wählen.

=> https://www.google.com/maps/@22.6055675,-82.1839961,3579901m/data=!3m1!1e3

Bei beiden Routen wird am jeweiligen Etappenende das Seekajak zwischengelagert, woraus gefolgert werden kann, dass Freya mindestens mit zwei Seekajaks unterwegs sein wird.

Das, was Freya nun vorhat, wird zumindest ein „großer“ Schritt für sie sein. Sie wird wieder viel Glück brauchen, aber so klug sein, bei dieser Umrundung nicht allein auf ihr Glück zu setzen. Das richtige Timing wird tourentscheidend sein. In der Polarregion Kanadas wird sie sich wohl nur wenige Monate im Sommer aufhalten können, und das auch nur dann, wenn wir in den nächsten 10 Jahren kein kleine Eiszeit erleben werden. Und in den Subtropen Mittelamerikas (inkl. Karibik) sollte sie sich nicht in jenen Monaten aufhalten, wenn ein Hurrikan nach dem anderen Wellenberge auftürmt, die schon dem ersten Atlantiküberquerer, nämlich dem Faltbootfahrer und Hochseekapitän Franz Romer, auf der Weiterfahrt nach Kuba zum Verhängnis wurde. Nicht zu vergessen ist die Gefahr, die von Bären jeglicher Fellfarbe, aber auch von Walrössern, egal wie lang ihre Stoßzähne sind, ausgehen kann.

Wie bei allen Kontinentalumrundungen wird Freya auch jetzt wieder – mit wenigen Ausnahmen – solo unterwegs sein. Ich würde mich jedoch nicht wundern, wenn ihr Partner, der dänische Seakayaker Peter Unold (der schon einmal für mehrere Monate entlang der Pazifik-Küste Südamerikas an Freyas Seite paddelte) sie zumindest während der ca. 4.000 km langen Nord-West-Passage begleitete; denn er selber hatte schon einmal versucht, diese Passage zu paddeln. Wegen Finanzierungsproblemen kam er jedoch über die Planungsphase nicht hinaus.

Vielleicht aber wird Freya der Titel „Botschafterin des Kanusports“, den der DKV ihr nach ihrer Südamerikaumrundung verliehen hat, so richtig bewusst und bietet sehr erfahrenen Küstenkanuwanderinnen und –wanderern - egal welcher Nationalität - an, sie auf Teiletappen zu begleiten. Wahrscheinlich wird sie dann nicht mehr so schnell vorankommen, wie wenn sie solo paddelt, dafür leistet sie aber ihren Beitrag zur Völkerverbindung.

Text: Udo Beier

 

Weitere Informationen über Freya Hoffmeister:

  • J.Glickmann: „Hai Heels - Freya Hoffmeister: Eine Frau paddelt rund Australien (2012)
  • F.Hoffmeister/K.Vogt: „Kap Hoorn wird dir nicht geschenkt! Allein im Kajak um die Welt“ (2016)
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