Bei diesem Marathon sind über 2.000 Sportler/-innen aus ganz
Europa angetreten. Thomas Maier, Dietmar Korn, Oliver Theile,
Dirk Schröter, Helmut und Paul Sorgius, Bernd Wientges, Jens
Endruweit und Volker Kromrey als Steuermann starteten im 9er
Kanadier. Zusammen mit über 100 anderen Teams war ihr
Startplatz am berühmten Pont d`Arc, das sollte, wie die neun
später feststellen mussten, einen bestimmten Grund haben. Ihre
Paddelkollegen Juris Reksans und Enrico Schmidtke starteten
gemeinsam mit mehreren hundert anderen Sportlern im 2er Kajak
etwas weiter oberhalb. Schon im Sommer hatten die Paddler mit
den Vorbereitungen begonnen, sie richteten einen alten,
ausgemusterten Großkanadier für ihre Pläne her, der schließlich
auf den Namen Bad Boat getauft wurde. Nach ihrer Ankunft am
Freitag in Frankreich schlugen sie ihr Lager etwa einen
Kilometer oberhalb der Startbahn auf und begannen ihre letzten
Vorbereitungen an ihrem Boot zu treffen. So musste ein
sogenannter Wellenbrecher angebaut werden, sowie eine Pumpe, um
Spritzwasser aus dem Boot zu pumpen und noch andere
Kleinigkeiten.
Am Samstag war es dann endlich so weit. Vor dem Start wollten
die Konstanzer im 9er Kanadier oberhalb des Pont d´Arc zur
Probe eine Stromschnelle mit Felsen passieren, als sich ihr
Boot zwischen zwei Felsen verkeilte und die Mannschaft über
Bord gehen musste, um nicht unter Wasser gedrückt zu werden.
Nachdem alle Sportler, die Helm und Schwimmweste tragen
mussten, sicher aus dem Kanadier entkommen waren, versuchten
sie das Bad Boat aus dem Wasser zu ziehen und bekamen
Unterstützung aus dem Publikum. Das Boot hatte den Crash nicht
so unbeschadet überstanden wie seine Insassen, die beiden
Vorderbänke waren herausgerissen, der Süllrand war an mehreren
Stellen gerissen und für die Bodenrippen galt das Gleiche.
Deswegen findet der Start für die 9er Kanadier am Pont d´Arc
also unterhalb der Felsen statt. Trotz ihres lädierten Bootes
beschlossen die 9 einstimmig, dass sie den Marathon zumindest
anfangen wollten und bei Bedarf am Strand aufhören
würden.
Der Startschuss wurde durch einen Kanonenschlag gegeben,
hunderte Boote kamen gleichzeitig in Bewegung. Die Sportler
mussten aufpassen nicht gerammt zu werden, da ihr Boot das
wahrscheinlich nicht mehr überleben würde. Andere Teilnehmer
hatten weniger Glück, ihr Boot wurde versenkt und sie mussten
achtgeben nicht noch überfahren zu werden. Die Konstanzer
Mannschaft passierte den Pont d´Arc ohne Probleme und beschloss
nun doch durch die Schlucht zu fahren. Da die vorderen beiden
Sitzbänke fehlten, musste die Bugmannschaft kniend fahren, das
ist sehr anstrengend, deswegen wurde regelmäßig innerhalb der
vorderen Plätze getauscht. Der Boden wölbte sich bei einigen
Stromschnellen und Steinen bedenklich nach oben und musste
immer wieder nach unten gedrückt werden. Schnellere
Mannschaften nutzen das und überholten die Konstanzer, denen
einige Stellen besonders zu schaffen machten. Außerdem hatte
die Pumpe die Kollision nicht überlebt, sodass die
Heckmannschaft das Wasser von Hand aus dem Boot schöpfen
musste, anstatt zu paddeln, was das Vorankommen ebenfalls
erschwerte.
Als die angegebenen 24 Kilometer erreicht waren, war vom Ziel
nichts in Sicht. Die Paddler vom Bodensee kämpften sich weiter
vorwärts, es war sehr zäh und erforderte viel Ausdauer und
Durchhaltevermögen, das Ziel wollte einfach nicht näher kommen.
Dann endlich vier Kilometer später, nach einem überragenden
Endspurt erreichte das Bad Boat der Konstanzer als 13. von 94
anderen 9er Kandieren die Ziellinie, außer diesen waren noch
zehn andere Großboote schneller gewesen, darunter auch 4er
Rennkajaks und 9er Rennkanadier. Ein herausragendes Ergebnis
angesichts der Tatsache, dass das Boot nach dem Marathon nicht
mehr zu gebrauchen ist. Auf das 2er Kajak ihrer beiden Kollegen
mussten sie noch eine Weile warten, bis auch diese die
Ziellinie unversehrt passierten.
Nach dem gelungenen Wettkampf waren die elf extrem geschafft,
dennoch hatten sie die Zeit die Ausstellungsstände mit allerlei
Paddelzubehör und lokalen Spezialitäten zu besichtigen.
Generell war die Organisation sehr gut gelungen und auch für
die Verpflegung der geschafften Teilnehmer war gesorgt, darüber
freuten sich die neun Kanadierfahrer besonders, da sie bei
ihrem Unfall ihren Proviant in den Wellen verloren hatten.
Die Abschlussparty mit den Siegerehrungen war ebenfalls ein voller Erfolg, dennoch waren die Sportler müde und zufrieden zugleich in ihre Betten gefallen. Für das nächste Jahr sind sie schon auf der Suche nach einem neuen Boot, mit dem sie den Marathon bestreiten können, denn so viel ist klar, sie werden wieder kommen.
von Jessica Böhme, Kanu-Club Konstanz e.V.
Im Südkurier erschienen (29.11.2016)
Weitere Informationen auf der Homepage des Kanu-Club Konstanz: kanu-club-konstanz.de