Bis nach Budweis:Ein Abenteuer fürs Leben

Bis nach Budweis: Pausen sind auf langen Wanderungen unabdingbar. Das haben die Freisinger Schülerinnen und Schüler bei ihrem Abenteuer schnell gemerkt.

Pausen sind auf langen Wanderungen unabdingbar. Das haben die Freisinger Schülerinnen und Schüler bei ihrem Abenteuer schnell gemerkt.

(Foto: oh)

Schüler eines P-Seminars am Camerloher-Gymnasium sind eine Woche lang zu Fuß und per Kanu in Tschechien unterwegs - ein Erlebnis, das sie so schnell nicht vergessen werden

Von Tobias Weiskopf, Freising

Wandern? Das finden Jugendliche doch öde. Und dann auch noch sieben Tage am Stück? Einen ganz anderen Eindruck machen die Schüler eines P-Seminars des Camerloher-Gymnasiums, die im Sommer gemeinsam von der tschechisch-deutschen Grenze zu Fuß und auf dem Wasser etwa 120 Kilometer bis nach Budweis zurückgelegt haben.

Am Anfang des Projektes hätten sie ihre Ideen gesammelt und sortiert, berichtet Nik Wittmann, einer der Abenteurer. Man habe mit einem Konditionstraining in der Schulturnhalle angefangen und dann die erste Probewanderung zur Freisinger Hütte am Tegernsee unternommen, erzählt der Schüler. Nachdem die Schwächen ausgemacht waren, absolvierten die jungen Sportler erneut ein Fitnessprogramm, um Kraft und Ausdauer zu trainieren. Schließlich muss bei einem längeren Fußmarsch einiges getragen werden: Zelt, Isomatte, Hut, passende Schuhe, die richtige Kleidung, Gaskocher und eine Machete gehörten zu Nik Wittmanns Ausrüstung. Die Machete sei dann doch etwas überflüssig gewesen, gibt er zu. Für die Zukunft und seine Nachfolger empfehle er, "besser ein Taschenmesser oder ein Multifunktionswerkzeug" mitzunehmen. Für unnötiges Gepäck war kein Platz, die Rucksäcke brachten zwischen 15 und 23 Kilogramm auf die Waage, wie Wittmann erzählt.

Am 1. Juli begann für die Freisinger Gymnasiasten und ihre vier Begleiter, drei Lehrer und der Arzt Ludwig Bescheider, ihr kleines Abenteuer. Mit dem Bus ging es zunächst nach Haidmühle an der tschechischen Grenze und dort bot sich den Schülern ein Bild, das ein wenig an einen Horrorfilm erinnerte - so empfanden es zumindest die Schüler. Aufgrund des Borkenkäfer-Befalls bestand der Wald nur noch aus kahlen, gräulichen Baumstämmen und wirkte wie ein Geisterort.

Nach zwölf Kilometern Fußmarsch und über 1200 Höhenmetern genossen die Wanderer die verdiente Ruhe und fielen in ihre Betten, besser gesagt auf ihre Isomatten. Nach einer eher kurzen Nacht ging es am zweiten Tag weiter und es folgten die ersten Rückschläge, wie Carla Dörffel berichtet. Sie hätten sich verlaufen, einigen habe ein Sonnenbrand zu schaffen gemacht und das Trinkwasser sei unterwegs ausgegangen, erzählt die Schülerin. Zur Belohnung durfte sich die Gruppe am Abend dann aber über den Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft über Italien freuen. Den dritten Tag überstanden die Schüler mit getapten Zehen auch noch, umso mehr freuten sich die jungen Abenteurer auf die kommenden Tage: Füße hochlegen und wenigstens die Beine entspannen. Immer zu zweit ging es mit dem Kanu die Moldau hinunter.

Die Rucksäcke wurden in wasserfesten Tonnen verstaut und ein tschechischer Guide mit österreichischem Akzent begleitete die Gruppe auf dem Wasser. An ihrem fünften Tag setzte die Truppe die Kanutour fort. Insgesamt legten die Schüler über 20 Kilometer zurück und überwanden sieben Wehre, wie Anja Kirnberger erzählt. Der Vordermann sei der Motor und der Hintermann der Steuermann, erklärt David Darius. Der Vordere müsse kräftig paddeln, um Schwung zu holen, während der Hintere das Boot gerade halten solle. Das sei den meisten geglückt, doch das ein oder andere Kanu sei gekentert, darunter auch ein Lehrerboot, witzelt Holger Mirkes. Wenn das Kanu voll Wasser gelaufen ist, musste man an Land und das Boot auspumpen. Dazu haben zwei kräftige Mitstreiter das Kanu umgedreht und die Seiten abwechselnd angehoben, um es auszupumpen.

An ihrem siebten Tag hatte die Gruppe dann ihr Ziel erreicht. In Budweis erkundeten die Freisinger die Stadt, waren gut essen und organisierten ein Kulturprogramm. Nach einer Brauereiführung ging es für die erschöpften Oberstufenschüler mit dem Bus wieder zurück nach Freising. Für die Abenteurer steht fest: Sie haben jede Menge für ihr Leben gelernt, zahlreiche Erfahrungen gesammelt und würden ein solches Vorhaben nur weiterempfehlen. Im kommenden Sommer startet nach der Alpenüberquerung und der Wanderung nach Budweis bereits das dritte P-Seminar des Camerloher-Gymnasiums in eine spannende Woche.

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