20.08.2016 | Olympia / Paralympics

DKV-Rennkanuten beenden die olympischen Wettkämpfe im Medaillenrausch

Vier Boote in den abschließenden Finals und alle fahren in die Medaillenränge – spektakulärer hätte der Abschlusstag der olympischen Wettbewerbe im Kanu-Rennsport für das DKV-Team kaum verlaufen können.
Freude pur nach grandiosem Sieg beim Herren-K4

C1-Olympiasieger Sebastian Brendel begeisterte zusammen mit Jan Vandrey auch im C2 über 1000m mit einem taktisch perfekten Rennen, das dem in letzter Minute noch einen Startplatz für Rio erhaltenen Potsdamer Duo bei seinem zweiten gemeinsamen internationalen Start letztlich Olympiagold bescherte. Unbeeindruckt vom forschen Beginn des brasilianischen Duos De Souza Silva/Queiros dos Santos behielten Brendel/Vandrey auch bei zwischenzeitlichen Platzierungen um fünf und sechs die Nerven und rollten das Feld auf dem letzten Streckenviertel auf. Mit knapp einer Sekunde Vorsprung verwiesen sie die frenetisch angefeuerten Brasilianer auf den Silberrang, Bronze ging an Ianchuk/Mishchuk aus der Ukraine. Doppel-Olympiasieger Sebastian Brendel meinte danach: „Es war unglaublich. Wir hatten uns das Rennen gut eingeteilt und am Ende die entscheidenden Körner übrig. Der Endspurt hat wieder einmal überzeugt. Dafür, dass wir so wenig geübt haben, war es ein super Rennen.“ Auch Jan Vandrey konnte sein Glück kaum fassen: „Es ist einfach überwältigend. Wir wussten, dass wir schnell sind. Aber dass wir ganz vorn mitfahren können, damit hätte ich nie gerechnet. Jetzt freue ich mich auf die Siegerehrung.“

Mit gänzlich anderer Taktik erkämpfte im abschließenden Finale der K4 der Herren über 1000m mit Max Rendschmidt (Essen), Tom Liebscher (Dresden), Max Hoff (Essen) und Marcus Groß (Berlin) das zweite Gold am heutigen Tag – es war seit den Spielen 1996 in Atlanta der erste Sieg eines deutschen Bootes in dieser Disziplin. Das deutsche Quartett hatte die Konkurrenz bereits im Vorlauf mit einem überlegenen Start-Ziel-Sieg beeindruckt, mit derselben Taktik zogen die vier nun auch im Finale dem Teilnehmerfeld den Zahn. Rendschmidt und Co. siegten unangefochten mit fast drei Sekunden Vorsprung vor dem Boot aus der Slowakei, Bronze ging an das Quartett aus Tschechien. Neben den Doppel-Olympiasiegern Max Rendschmidt und Marcus Groß kannte vor allem bei Max Hoff und Tom Liebscher nach den Ergebnissen zuvor nun die Freude über das ersehnte Edelmetall keine Grenzen. Max Hoff bekannte im Trubel des Medienansturmes in der Mixed-Zone: „Ich bin einfach sprachlos. Ein Traum ist für mich in Erfüllung gegangen. Ich freue mich wie ein kleines Kind und lerne mich gerade selbst neu kennen.“ Konfrontiert mit der Meinung, der K4 sei ja als vermeintlich sichere Goldmedaille angesehen worden, stand auch Tom Liebscher die Erleichterung ins Gesicht geschrieben: „Auch als Favorit muss man ein solches Rennen erstmal hinlegen. Wir sind ja nicht so oft Vierer gefahren, da können auch mal Fehler passieren. Sicher war auch nicht alles perfekt, aber jeder von uns hat im Finale noch mal eine Schippe draufgelegt.“

Zuvor hatte bereits der K4 der Damen über 500m mit Sabrina Hering (Hannover), Franziska Weber (Potsdam), Steffi Kriegerstein (Dresden) und Tina Dietze (Leipzig) in einem beherzten Finalrennen nach hartem Fight hinter den favorisierten Ungarinnen und vor dem Boot aus Weißrussland Silber geholt. Franziska Weber äußerte anschließend als Fazit: „Alles, was wir uns vorgenommen hatten, ist aufgegangen. Wir können zufrieden sein.“ Auch Tina Dietze konstatierte, es seien „auf jeden Fall schöne Spiele“ gewesen, auch wenn „ein klitzekleines Mü an Gold gefehlt“ habe. Für Schlagfrau Sabrina Hering bekam der Gewinn der Silbermedaille noch zusätzlichen Glanz: Sie erhielt in der Mixed-Zone von ihrem Freund Paul Pradler einen silbernen Ring samt Heiratsantrag.

Für den passenden Auftakt an diesem medaillenträchtigen Tag sorgte im ersten Finale Ronald Rauhe im K2 der Herren über 200m. Der Potsdamer war in einem äußerst engen Rennen, in dem die ersten sieben Boote innerhalb nicht einmal einer Sekunde ins Ziel kamen, zunächst auf Rang vier angezeigt worden und völlig niedergeschlagen. Mit gleicher Zeit wie der Spanier Saul Craviotto hinter dem Sieger Liam Heath (GBR) und Maxime Beaumont (FRA) geführt, wurde die Anzeige dann jedoch korrigiert und Rauhe war ebenfalls Dritter. Von einer Sekunde zur anderen schlug bei ihm grenzenlose Enttäuschung in überschäumende Freude um. „Es war eine Emotionsachterbahn. Ich mache den Sport jetzt seit 20 Jahren und hatte nach dem Semifinale gestern auf eine Medaille gehofft. Als bei mir an der Anzeigetafel Rang vier stand, war ich zunächst am Boden zerstört. Nun bin ich super, super glücklich, dass es doch mit einer Medaille geklappt hat“, bekannte der Potsdamer mit feuchten Augen.

Unter dem Strich verzeichnete das Team von Chefbundestrainer Reiner Kießler damit 4x Gold, 2x Silber und 1x Bronze – ein Ergebnis, das am Ende über den Erwartungen lag. Chefbundestrainer Reiner Kießler sagte als Fazit: „Das ist ein schöner Abschluss für uns. Wir haben ihn erhofft, aber manchmal geht’s ja auch nicht auf. Heute hat es funktioniert. Wir hatten eine Wahnsinnstruppe, ich bin so stolz auf die Mädels und Jungs. Die Harmonie und das Miteinander, was diese Mannschaft geprägt hat, kann man gar nicht beschreiben. Etwas Schöneres habe ich im Sport noch nicht erlebt“, so der scheidende Chefbundestrainer.

 Ergebnisse:

K1 Herren 200m

1. Liam Heath (GBR)             35:197

2. Maxime Beaumont (FRA) 35.362

3. Saul Craviotto (ESP)         35.662

3. Ronald Rauhe (GER)       35.662

C2 Herren 1000m

1. Brendel/Vandrey (GER)                                    3:43.912

2. De Souza Silva/Queiroz dos Santos (BRA)  3:44.819

3. Ianchuk/Mishchuk (UKR)                                 3:45.949

K4 Damen 500m

1. HUN (Szabo/Kozak/Csipes/Fazekas-Zur)                 1:31.482

2. GER (Hering/Weber/Kriegerstein/Dietze)                  1:32.383

3. BLR (Makhneva/Liapeshka/Khudzenka/Litvinchuk) 1:33.408

K4 Herren 1000m

1. GER (Rendschmidt/Liebscher/Hoff/Groß                   3:02.143

2. SVK (Mysak/Vlcek/Tarr/Linka)                                        3:05.044

3. CZE (Havel/Trefil/Dostal/Sterba)                                   3:05.176

Komplette Ergebnisse:

https://www.rio2016.com/en/canoe-sprint-schedule-and-results

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