18.08.2016 | Olympia / Paralympics

Morgenstund hat für die Rennkanuten Gold im Mund

Das Sprichwort vom Erfolg am frühen Morgen können sich die DKV-Rennkanuten erwiesenermaßen auf die Fahne schreiben. Nach Gold durch Sebastian Brendel im ersten A-Finale vor zwei Tagen paddelten heute Morgen im ersten Endlauf Max Rendschmidt und Marcus Groß im K2 über 1000m zu Olympiagold.
Erfüllter Olympiatraum: M. Rendschmidt/M. Groß

Das Essener-Berliner Duo hatte bereits gestern mit einem souveränen Vorlaufsieg deutsche Medaillenambitionen genährt. Klar war aber auch, dass die Konkurrenz es ihnen nicht noch einmal so leicht machen würde. Max Rendschmidt (Essen) und Marcus Groß (Berlin) ließen sich davon nicht beirren und steuerten auf einen Start-Ziel-Sieg zu. Zu Beginn des Rennens konnten vor allem das australische und das portugiesische Boot noch enge Tuchfühlung zu den beiden Deutschen halten, nach der 500m-Marke zogen Rendschmidt/Groß jedoch davon. Australien und Portugal schienen damit im Kampf um Gold aus dem Rennen, doch dafür kam zum Schluss das Boot aus Serbien noch einmal beängstigend auf. Im Ziel blieben den amtierenden Weltmeistern aus Deutschland gerade  noch knapp zwei Zehntelsekunden Vorsprung – genug für Gold. Silber ging an Tomicevic/Zoric (SRB), Bronze holten Wallace/Tame (AUS). Schlagmann Max Rendschmidt gab nach dem Rennen zu: „Am Ende wurde es noch einmal saueng. Aber egal, es hat gereicht, wir konnten dagegenhalten und haben Gold geholt.“ Als feststand, dass sie gewonnen hatten, genossen beide ihren Erfolg mit ein wenig Verzögerung. Marcus Groß sagte: „Ich habe im Rennen zum Schluss nichts mehr gesehen. Nach der Ziellinie musste ich mich erst auf der Anzeigetafel vergewissern, dass wir gewonnen hatten, bevor ich jubeln konnte.“ Unisono betonten beide, die Strecke hätte keinen Meter länger sein dürfen, ihre Kraft habe genau bis zur Ziellinie gereicht. Wenig später stürmte auf beide dann das ein, was Olympia ausmacht: Zuerst Fernsehinterviews, dann Siegerehrung, dann weiter mit dem Interviewmarathon in der Mixed-Zone, dann offizielle Pressekonferenz und auf dem Weg dahin das Bad in der Menge - immer wieder Selfies mit Fans, deutschen, aber auch brasilianischen und anderen.

Der grandiose Sieg von Rendschmidt/Groß überstrahlte aus deutscher Sicht alle anderen Rennen, wenngleich in zwei weiteren Entscheidungen durchaus auch Medaillenhoffnungen nicht abwegig waren. Im K2 über 200m fuhren Ronald Rauhe (Potsdam) und Tom Liebscher (Dresden) ein Rennen, an dem es nichts zu kritisieren gab. Am Ende kamen sie damit auf Rang fünf, Gold holten die Spanier Craviotto/Toro, Silber ging an die Briten Heath/Schofield und auf den Bronzerang fuhr das Duo Lankas/Ramanauskas aus Litauen. „Mit dem Rennen selbst können die beiden absolut zufrieden sein, allein die Platzierung ist traurig. Es hat nicht das Können, sondern lediglich das Quäntchen Glück gefehlt“, bilanzierte Herren-Coach Arndt Hanisch. Die Athleten selbst zeigten sich verständlicherweise enttäuscht: „Nach einem solch engen Rennen willst du es nicht so recht glauben, du schaust auf die Anzeigetafel und hoffst, dass dort zumindest noch die 3 vor GER aufleuchtet. Leider ist das nicht passiert. Es ist echt schade, wir haben in den letzten Jahren immer gute Ergebnisse gezeigt und da macht man sich natürlich auch für Olympia Hoffnungen“, sagte Ronny Rauhe, nachdem er einigermaßen wieder Worte fand. Sichtlich niedergeschlagen meinte auch Tom Liebscher, „ich muss nun erstmal Abstand kriegen zu diesem Ergebnis“. Viel Zeit, ihr Zweier-Finale abzuhaken, bleibt beiden nicht, für Ronny Rauhe steht morgen und übermorgen noch der K1 über 200m an und Tom Liebscher bietet sich im K4 über 1000m eine weitere Medaillenchance.

Auch im K1-Finale der Damen über 500m war der K2-Silbermedaillengewinnerin von vor zwei Tagen Franziska Weber (Potsdam) zuzutrauen, im Kampf um die Medaillen mitzumischen. Zwar siegte die Olympiasiegerin von London Danuta Kozak (HUN) erneut und dies unangefochten, hinter ihr jedoch ging es im Kampf um die Plätze äußerst spannend zu. Emma Jorgensen (DEN) holte Silber, 200m-Siegerin Lisa Carrington (NZL) erkämpfte Bronze. Franziska Weber wurde mit knapp zwei Zehntelsekunden Rückstand auf den Bronzerang Fünfte. „Ich kann mich auch über den fünften Platz freuen. In diesem Finale haben alle gekämpft bis aufs Blut, am Ende hatten die anderen das Quäntchen Kraft mehr als ich. Ich glaube, ich muss mich nicht schämen, nachdem ich so knapp an den Medaillen dran war. Ich habe mich so teuer wie möglich verkauft“, schätzte die Potsdamerin zu Ihrem ersten olympischen Einer-Finale ein. Auch ihr winkt morgen und übermorgen mit dem K4 der Damen eine weitere Medaillenchance.

Im einzigen Finale des Tages ohne deutsche Beteiligung – im C1 über 200m war Stefan Kiraj (Potsdam) im Semifinale ausgeschieden – gewann Juri Cheban (UKR) die Goldmedaille, Valentin Demyanenko (AZE) holte Silber und Bronze ging an den Silbermedaillengewinner über 1000m Isaquias Queiroz dos Santos aus Brasilien.

Ergebnisse:

K2 Herren 1000m

1. Max Rendschmidt / Marcus Groß (GER) 3:10.789

2. Marko Tomicevic / Milenko Zoric (SRB)    3:10.969

3. Ken Wallace / Lachlan Tame (AUS)          3:12.593

C1 Herren 200m

1. Juri Cheban (UKR)                                        39.279

2. Valentin Demyanenko (AZE)                         39.493

3. Isaquias Queiroz dos Santos (BRA)           39.628

K2 Herren 200m

1. Saul Craviotto / Cristian Toro                        32.075

2. Liam Heath / Jon Schofield                           32.368

3. Aurimas Lankas / Edvinas Ramanauskas 32.382

5. Ronald Rauhe / Tom Liebscher (GER)        32.488

K1 Damen 500m

1. Danuta Kozak (HUN)                                    1:52.494

2. Emma Jorgensen (DEN)                             1:54.326

3. Lisa Carrington (NZL)                                   1:54.372

5. Franziska Weber (GER)                                1:54.553

Komplette Ergebnisse:

https://www.rio2016.com/en/canoe-sprint-schedule-and-results

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